Robert Klatt
Laut dem Forschungsprojekt „prospektive COVID-19 Kohorte München (KoCo19)“ waren in München bereits 3,3 Prozent der Bevölkerung mit SARS-CoV-2 infiziert. Die Sterblichkeit dieser Personen ist deutlich höher als bei den saisonalen Grippewellen der letzten Jahre.
München (Deutschland). Ein Team aus Wissenschaftler vom Tropeninstitut (Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin) des LMU Klinikums München untersucht im Rahmen des Forschungsprojekt „prospektive COVID-19 Kohorte München (KoCo19)“ in Kooperation mit verschiedenen Projektpartner die tatsächlichen SARS-CoV-2-Infektionszahlen in der bayerischen Landeshauptstadt.
In der ersten Runde der Studie, in der vom 5. April bis 10. Juni 2020 5.300 Menschen aus repräsentativ ausgewählten Haushalten untersucht wurden, hatten laut den Studienergebnissen (1, 2) etwa 1,7 Prozent der Menschen Antikörper entwickelt. Die tatsächliche Anzahl der Infektionen lag damit viermal höher als angenommen.
Die Sterblichkeit der SARS-CoV-2-Infizierten lag in diesem Zeitraum bei 0,47 Prozent und ist laut Daten des Robert-Koch Instituts (RKI) somit vielfach höher als bei den saisonalen Grippewellen der letzten Jahre. Ähnliche Ergebnisse lieferte kürzlich auch eine französische Studie, laut der die Sterberate bei Covid-19 dreimal höher als bei Grippe ist.
In der ersten Runde der Studie entnahmen die Wissenschaftler den Probanden zu Hause noch persönlich Blut. Dieses Verfahren wurde in der zweiten Runde umgestellt. Stattdessen wurden den Probanden Kits zur Selbstblutabnahme geschickt. Die Blutproben wurden dann auf ein Filterpapier getropft an das LMU Klinikum geschickt. Insgesamt haben die Forscher bis zum 9. Dezember 2020 4.250 Blutproben erhalten.
Laut den nun veröffentlichten Zwischenergebnissen (PDF) zur zweiten Runde der KoCo19-Antikörperstudie waren bis November 3,3 Prozent der Einwohner mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Dies entspricht einer Verdoppelung der Infektionsrate in nur sechs Monaten.
Die nun vorhandenen Daten der zweiten Runde zeigen, dass Menschen, die in der ersten Runde positiv auf Antikörper getestet wurden, diese häufig auch nach mehreren Monaten noch im Blut haben. Laut Studienleiter Michael Hoelscher belegt dies, dass die Menge der Antikörper im Blut nach einer Infektion nur langsam abnimmt.
Zuvor wurde in der Medizin mehrheitlich angenommen, dass die Konzentration der Antikörper bereits nach wenigen Monaten signifikant sinkt. Ob die vorhandenen Antikörper auch tatsächlich eine Immunität bedeuten, wurde im Rahmen der Studie bisher nicht untersucht.