D. Lenz
Niederländische Forscher fanden heraus, dass die regelmäßige Einnahme von geringen Dosen Aspirin die durchschnittliche Überlebensrate bei Darmkrebs nahezu verdoppelt. Der Wirkstoff könnte schon bald zur begleitenden Therapie gehören.
Leiden (Niederlande). Alleine in Deutschland sterben jedes Jahr rund 26.000 Menschen an Darmkrebs. Dabei kann dieser Krebs relativ gut geheilt werden – wenn er denn rechtzeitig entdeckt wird. Doch obwohl fast alle Krankenkassen eine Darmkrebsvorsorge übernehmen, wird diese laut Ärzten viel zu selten wahrgenommen. Wie bei anderen Krebsarten, so wird auch der Darmkrebs nach der Erkennung mit Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen behandelt. Zur Therapie könnte zukünftig ein weiteres, sehr verbreitetes Medikament beitragen: Aspirin.
Martine Frouws von der Universität Leiden erklärt: „Die regelmäßige Einnahme einer niedrigen Dosis an Aspirin (Acetylsalicylsäure/ASS) nach der Diagnose eines Karzinoms des Magen-Darmtraktes die Fünf-Jahres-Überlebensrate beinahe verdoppeln.“
Für die aktuelle Studie haben Frouws und ihre Kollege die medizinischen Daten von 13.715 Patienten ausgewertet, die zwischen den Jahren 1998 und 2011 die Diagnose Darmkrebs erhalten hatten. „Wir verknüpften dann die Arzneimittelverordnungen mit den Daten zum Krankheitsverlauf“, erläuterte Frouws. Der Fokus der Forscher lag dabei bei der Verwendung von niedrig dosierten Acetylsalicylsäuren (80 bis hundert Milligramm täglich). Dabei hatten 30,5 Prozent der Patienten hatten bereits vor der Krebsdiagnose ASS-Mittel eingenommen, 8,3 Prozent starteten danach, während 61,1 Prozent kein Aspirin einnahmen. Wie die Forscher mitteilten, betrafen die häufigsten Diagnosen den Dickdarm (42,8 Prozent), den Enddarm (25,4 Prozent) und die Speiseröhre (10,2 Prozent). Darmkrebs-Patienten, die bereits vor ihrer Diagnose Aspirin einnahmen, wurden bei der Studie nicht berücksichtigt, da es ausschließlich um den schützenden Effekt nach der Feststellung der Krankheit ging. Die durchschnittliche Beobachtungszeit der Patienten betrug 48,6 Monate.
In den vergangenen Jahren wurde ein möglicherweise geringeres Krebsrisiko durch Aspirin an zahlreichen Einrichtungen auf der ganzen Welt erforscht. Dabei wurde unter anderem ein primär schützender Effekt von ASS vor dem Erstauftreten von Darmkrebs belegt. Dies wird vor allem auf die antientzündliche Wirkung des Stoffs zurückgeführt. Auch David Agus, Professor an der University of Southern California führte diese Wirkung in der Vergangenheit an. Seiner Meinung nach soll Aspirin vor Krebs schützen, wenn es regelmäßig niedrig dosiert und zusammen mit einem Cholesterinhemmer eingenommen wird. Die Empfehlung Agus’s stieß jedoch auf viel Kritik und von einer flächendeckenden Prävention mit solchen Medikamenten wurde dringend abgeraten.