Dennis L.
Die Ulmer Unimedizin hat in einer Studie den Effekt von Asthmaspray auf die Leistungsfähigkeit von Sportlerinnen und Sportlern untersucht. Dabei kooperierte sie mit der Freien Universität Berlin und der Deutschen Sporthochschule Köln, um die verschiedenen Aspekte der Thematik umfassend zu erforschen. Diese Zusammenarbeit ermöglichte einen interdisziplinären Ansatz, der zu wertvollen Erkenntnissen über die Auswirkungen von Asthmaspray im sportlichen Kontext führen konnte.
Ulm (Deutschland). Eine aktuelle Studie der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Universitätsklinikums Ulm erforscht, wie verschiedene Asthma-Medikamente wie beispielsweise Asthma-Tabletten oder Asthmaspray, die Leistungsfähigkeit von professionellen Athletinnen und Athleten beeinflussen. Die Untersuchung wird im laufenden Jahr durchgeführt und erhält finanzielle Unterstützung von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in Höhe von 315.000 Dollar.
Prof. Dr. Jürgen Steinacker, ärztlicher Leiter der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin am Universitätsklinikum Ulm, äußert Bedenken hinsichtlich des häufigen Gebrauchs von Asthma-Sprays bei Leistungssportlern:
„Der häufige Gebrauch von Asthma-Sprays bei Leistungssportlern legt den Verdacht auf leistungsfördernde Nebenwirkungen nahe.“
Asthmasprays könnten möglicherweise Effekte auf die Muskulatur haben, etwa das Muskelwachstum anregen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass bestimmte Sportgruppen, wie nordische Skisportlerinnen oder Radfahrerinnen, aufgrund des häufigen Einatmens von kalter oder staubiger Luft anfälliger für Asthma sind, da diese Bedingungen Asthma provozieren können.
Aktuell sind bestimmte Asthmasprays im Leistungssport zwar nicht verboten, jedoch gelten sie als Mittel mit Anwendungsbeschränkungen. Laut Prof. Steinacker weisen bisherige Studien keine Nebenwirkungen auf die Muskulatur durch die Anwendung von Asthma-Sprays im Leistungssport nach. Die WADA möchte die Sachlage klären und unterstützt die Ulmer Studie nach einer internationalen Ausschreibung mit einer Fördersumme von 315.000 Dollar. In der Studie arbeiten renommierte Arbeitsgruppen unter der Leitung von Prof. Dr. Maria Parr (Freie Universität Berlin, Institut für Pharmazie) und Prof. Dr. Patrick Diel (Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin) als Kooperationspartner, die beide bereits beachtliche Erfolge in der Anti-Doping-Forschung verzeichnen können.
In der Studie werden insgesamt 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bestehend aus 12 sportlichen Männern und 12 sportlichen Frauen im Alter von 18 bis 45 Jahren, einmal wöchentlich in der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin unter Beobachtung zehn Minuten lang mit maximaler Kraft Radfahren. Dabei soll die Wirkungsweise von Asthma-Medikamenten im Vergleich zu Placebos untersucht werden. Die Medikamente Formoterol und Salbutamol sowie ein Placebo werden in unterschiedlichen Kombinationen angewendet. Während des Experiments werden Blutdruck, Herz-Zeit-Volumen und Sauerstoffsättigung im Blut der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemessen. Nach der Belastung wird eine Muskelbiopsie aus dem Oberschenkel entnommen. Professor Jürgen Steinacker erläutert: „Wir schauen auf die molekularen Signaturen unter der Akutbelastung.“ Durch die maximale Anstrengung mit und ohne Medikament soll festgestellt werden, ob die Medikamente muskelfördernde Wirkungen besitzen oder nicht, so Prof. Steinacker.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte die inhaltliche Prüfung nach §42 AMG für die Studie bereits zustimmend abgeschlossen. Der Klinikumsvorstand des Universitätsklinikums Ulm unterzeichnete später eine Sponsorerklärung für die Studie und sprach sich somit als ideeller Sponsor und Dienstherr für das Vorhaben aus. Die Zustimmung der Ethikkommission der Universität Ulm wurde ebenfalls erteilt.
Die Untersuchungen zeigten einen Behandlungseffekt auf die Myokardkontraktilität (Kontraktionsfähigkeit des Herzmuskels) bei kombinierter Anwendung von Salbutamol und Formoterol. Zudem stellte sich heraus, dass die Probandinnen und Probanden unmittelbar nach dem 10-minütigen Leistungstest eine erhöhte Einsekundenkapazität aufwiesen. Die Anwendung von nicht medizinisch indizierten inhalativen ß2-Agonisten könnte bei höheren Dosierungen oder der Kombination von kurz- und langwirksamen ß2-Agonisten positive Effekte auf die sportliche Leistung Gesunder durch Veränderungen der Einsekundenkapazität haben.
Auf genetischer Ebene zeigten Pathway-Analysen Unterschiede in der Aktivierung des Adrenozeptors Beta 2 (ADRB2) durch die Behandlung. Bei einer kombinierten Medikation ergab sich eine statistisch signifikante Hochregulation der ADRB2-Gene im Vergleich zur Placebo-Gabe. Des Weiteren war das NR4A2-Gen, ein potenzieller Regulationsmechanismus für eine verbesserte Stoffwechselleistung bei Ausdauer- oder Krafttraining, hochreguliert. Ein deutlicher Behandlungseffekt konnte für die Hormone LH, FSH und Insulin im Blut festgestellt werden, was die anabole Wirkung der ß2-Agonisten verdeutlicht und potenziell bei längerer Anwendung Einfluss auf die körperliche Leistungsfähigkeit haben könnte. In den Urinproben wurden keine Konzentrationen festgestellt, die bei einer echten Dopingkontrolle als Doping gewertet würden. Die Kölner Arbeitsgruppe untersuchte zudem die anabolen Effekte von ß2-Agonisten auf das Muskelzellwachstum in vitro in C2C12-Zellkulturen über einen längeren Zeitraum und bestätigte die anabolen Effekte.