Herzinfarkt-Risiko reduziert

Auch E-Bikes fördern Fitness und Gesundheit

Robert Klatt

Mann mit Pedelec )kcotS ebodAvopoP yerdnA(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Die positiven gesundheitlichen Aspekte des Fahrradfahrens wurden inzwischen durch zahlreiche Studien belegt
  • Ob auch E-Bikes die Gesundheit und Fitness fördern, war hingegen bisher umstritten
  • Eine Studie zeigt nun, dass auch Peledes das Risiko für Herzinfarkte und andere Gesundheitsprobleme stark reduzieren

Die gesundheitlichen Effekte von E-Bikes sind umstritten. Eine Studie hat nun belegt, dass auch die motorisierten Fahrräder die Gesundheit positiv beeinflussen.

Hannover (Deutschland). Die positiven gesundheitlichen Aspekte des Fahrradfahrens wurden inzwischen durch zahlreiche Studien belegt. Es ist etwa bekannt, dass in Mittel Fahrradpendler deutlich gesünder sind als Autopendler. Inzwischen versuchen deshalb viele Städte in Deutschland mit speziellen Fahrradstraßen und anderen Maßnahmen, Akzeptanz für das Fahrrad als tägliches Verkehrsmittel zu erhöhen.

Wissenschaftler der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun untersucht, ob auch E-Bikes positive Effekte auf die Gesundheit haben. Laut ihrer Publikation im Journal BMJ Open Sport & Exercise Medicine wurden dazu Daten von 1250 Pedelec-Fahrern und 629 Fahrern herkömmlicher Fahrräder aus den Jahren 2017 bis 2020 analysiert. Neben Befragungen wurden laut Prof. Dr. Uwe Tegtbur, Direktor der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin, auch unterschiedliche Gesundheitsparameter erfasst.

„In unserer Studie haben wir 58.833 Fahrten von E-Bikern und Radfahrern analysiert und jeweils die Herzfrequenzen und Geschwindigkeiten gemessen. Im Gegensatz zu anderen großen E-Bike Studien haben wir zum ersten Mal auch tatsächliche Messdaten prospektiv erhoben, nicht nur Fahrer befragt.“

Training des Herz-Kreislaufsystems

Während des Radfahrens betrug die Herzfrequenz der Pedelec-Nutzer, unter Berücksichtigung der ß-Blocker-Therapie, lediglich fünf Schläge pro Minute weniger als die der herkömmlichen Fahrradfahrer. Laut Dr. Hedwig Theda Boeck, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik und einer der Erstautorinnen der Studie, zeigen die Daten somit, dass auch E-Bikes die Fitness fördern.

„Entgegen vieler Vorurteile zeigen die Zahlen, dass Muskeln und das Herz-Kreislaufsystem beim Pedelecfahren nahezu so gefordert werden wie beim herkömmlichen Radfahren. Wir haben zudem herausgefunden, dass die Pedelecfahrer öfter das Auto durch ihr Pedelec ersetzen als es die anderen Radfahrer tun – ein klarer Mehrwert für ihre Gesundheit.“

Gute Alternative für Senioren und Co.

Die Pedelec-Anwendergruppe war im Schnitt etwas älter als diejenigen, die herkömmliche Fahrräder nutzten, wies einen höheren Body-Mass-Index (BMI) auf und war auch häufiger von Vorerkrankungen wie Hypertonie, Diabetes, Asthma oder Herzerkrankungen betroffen. Die Unterstützung durch den Motor ermöglicht diesen Personen eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihre Aktivitätsniveaus zu erhöhen.

„Viele Pedelecnutzer waren vorher nicht unbedingt Radfahrer. Die Hemmschwelle ist deutlich niedriger, wenn auch in hügeligem Gelände oder bei starkem Gegenwind auf die Motorunterstützung zurückgegriffen werden kann.“

Über ein Drittel (35 %) der E-Bike-Nutzer weist Vorerkrankungen auf, wie beispielsweise Herzinfarkt, Hypertonie oder Gelenkabnutzung. In diesen Fällen ermöglicht das E-Bike, den Betroffenen überhaupt wieder zu körperlicher Aktivität im Freien zu verhelfen und etwa mit dem E-Bike zur Arbeit zu fahren. Jede Steigerung der Bewegung, jede Unterbrechung des Sitzens und jeder Aufstieg auf das Fahrrad stellen einen wertvollen Beitrag für ein gesünderes und aktiveres Leben dar.

„Wir haben gezeigt, dass die E-Biker 135 Minuten pro Woche unterwegs waren, davon ein Großteil mit einer gesundheitlichen effektiven Belastung. Allein dadurch konnten sie zwei Drittel des WHO-Bewegungsziels von 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche erreichen.“

Die Pedelec-Fahrer waren neben der Zweiradaktivität insgesamt 54,8 metabolische Äquivalent (MET) pro Woche aktiv. Bei den Nutzern der Fahrräder ohne Motor lag die Aktivität im Mittel bei 55,2 MET. Insgesamt reduzieren die Pedelec-Nutzer das Herzinfarkt-Risiko laut der Studie um mehr als 40 Prozent. Zudem sinkt auch das Risiko einer Krebs- oder Diabeteserkrankung durch die zusätzliche Aktivität stark.

Journal BMJ Open Sport & Exercise Medicine, doi: 10.1136/bmjsem-2021-001275

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