23 Jahre im Eis

Aufgetautes Hodengewebe bildet wieder Spermien

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Eine Chemotherapie bei präpubertären Jungen kann zu einer Zeugungsunfähigkeit führen 
  • Eine Behandlung, bei der Hodengewebe vor der Chemotherapie eingefroren und im Erwachsenenalter wieder implantiert wird, macht nun Hoffnung
  • Erste Kliniken haben bereits begonnen, Hodengewebe von jungen Patienten einzufrieren

Präpubertäre Jungen können durch eine Chemotherapie unfruchtbar werden. Eine Studie macht den Betroffenen nun Hoffnung darauf, dass sie als Erwachsene trotzdem Kinder zeugen können.

Philadelphia (U.S.A.). Bei präpubertären Jungen kann eine Krebserkrankung zu einer Zeugungsunfähigkeit im späteren Leben führen, weil eine Chemotherapie die spermienproduzierenden Stammzellen in den Hoden töten kann. Wissenschaftler der University of Pennsylvania haben nun eine Methode entdeckt, die es Betroffenen erlauben könnte, trotzdem als Erwachsene selbst Kinder zu zeugen.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin PLOS Biology hat das Team um Eoin C. Whelan dazu Hodengewebe von Mäusen untersucht, das 23 Jahre eingefroren war. Dieses Gewebe wurde in unfruchtbare Mäuse verpflanzt, die zuvor mit einem Mitteln behandelt wurden, das alle spermienproduzierenden Zellen eliminierte.

Stammzellen bilden spermienproduzierende Zellen

Später untersuchten die Wissenschaftler die Hoden der Mäuse, in die die konservierten Stammzellen implantiert wurden. Dabei zeigte es sich, dass die 23 Jahre alten Stammzellen ihre Zeit im Eis überlebt haben und in den Hoden neue spermienproduzierender Zellen bildeten. Diese Zellgruppen aus den implantierten Stammzellen produzierten dann reife Spermien, jedoch nur etwa ein Drittel so viel wie bei Implantaten von frischen oder nur kurz eingefrorenen Zellen.

Einfrieren und Reimplantation

Laut den Wissenschaftlern könnte in Zukunft diese Behandlung bei präpubertären Jungen die Fruchtbarkeit nach einer Chemotherapie wieder herstellen. Es müssten dazu lediglich vor der Behandlung Gewebeproben der Patienten eingefroren werden, die ihnen danach wieder implantiert werden. Auch die geringere Spermienanzahl wäre laut den Wissenschaftlern nicht unbedingt ein Problem. „Sie brauchen wirklich nur ein lebensfähiges Spermium, um erfolgreich zu sein“, kommentiert Eoin Whelan gegenüber New Scientist.

Erprobt wurde diese Methode bisher jedoch nur bei Mäusen. Es ist also noch unklar, ob die Ergebnisse der Tierversuche auf den Menschen übertragen werden können. Einige Kliniken haben jedoch bereits damit begonnen, Proben unreifen Hodengewebes von Kindern vor einer Chemotherapie zu entnehmen und einzufrieren. Die Ärzte erhoffen sich, dass diese Zellen nach einer Reimplantation im Erwachsenenalter reifen und die Spermienproduktion beginnen.

PLOS Biology, doi: 10.1371/journal.pbio.3001618

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