Robert Klatt
Parkinson kann bisher nicht geheilt werden. Nun wurde der Auslöser der degenerativen Krankheit entdeckt. Es könnte dadurch möglich werden, die Entstehung von Parkinson zu verhindern.
Helsinki (Finnland). Laut dem Theodor-Wenzel-Werk e.V. leiden mehr als sechs Millionen Menschen weltweit an Morbus Parkinson. Die degenerativen Krankheit entsteht durch einen kontinuierlichen Verlust von Nervenzellen im Gehirn und kann bisher nicht geheilt werden. Hoffnung macht nun eine Studie der University of Helsinki (UH), die einen möglichen Auslöser von Parkinson entdeckt hat.
Laut der Publikation im Fachmagazin Frontiers in Cellular and Infection Microbiology haben die Forscher um Per Saris nachgewiesen, dass bestimmte Stämme der Bakteriengattung Desulfovibrio in den meisten Fällen als Verursacher für die Parkinson-Krankheit infrage kommen.
„Unsere Ergebnisse sind bedeutsam, denn trotz Bemühungen in den letzten zwei Jahrhunderten blieb die Ursache der Parkinson-Krankheit weitgehend unentdeckt. Die Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass spezifische Stämme der Desulfovibrio-Bakterien wahrscheinlich Parkinson verursachen. Die Krankheit wird hauptsächlich durch Umweltfaktoren ausgelöst, das heißt, durch die Umweltexposition gegenüber den Desulfovibrio-Bakterienstämmen, die Parkinson hervorrufen. Nur ein kleiner Teil, etwa 10 Prozent, der Parkinson-Fälle wird durch individuelle Gene verursacht.“
Die wesentliche Erkenntnis der jüngsten Publikation des Forschungsteams ist, dass die in Parkinson-Patienten nachgewiesenen Bakterienstämme eine Kumulierung des α-Synuclein-Proteins auf einem statistisch signifikanten Niveau in einem Parkinson-Modellorganismus bewirken. Als Modellorganismus diente der Fadenwurm Caenorhabditis elegans.
Weiterhin stellte die Untersuchung fest, dass Desulfovibrio-Stämme, die von gesunden Personen isoliert wurden, nicht im selben Umfang zur Anhäufung von α-Synuclein beitragen. Im Gegensatz dazu waren die Proteinaggregate, die durch die Desulfovibrio-Stämme bei Parkinson-Patienten induziert wurden, merklich größer.
Die Ergebnisse der Studie ermöglichen es, Träger der betreffenden Desulfovibrio-Stämme zu identifizieren und diese Bakterien aus dem Verdauungstrakt zu entfernen. Auf diese Weise könnte eine Erkrankung an Parkinson verhindert werden.
„Unsere Befunde ermöglichen das Screening auf Träger dieser schädlichen Desulfovibrio-Bakterien. Folglich können sie durch Maßnahmen zur Entfernung dieser Stämme aus dem Darm ins Visier genommen werden, was potenziell die Symptome von Parkinson-Patienten lindern und verlangsamen könnte. Sobald die Desulfovibrio-Bakterien aus dem Darm eliminiert sind, werden keine α-Synuclein-Aggregate mehr in den Darmzellen gebildet, von denen sie wie Prionproteine über den Vagusnerv in Richtung Gehirn wandern.“
Frontiers in Cellular and Infection Microbiology, doi: 10.3389/fcimb.2023.1181315