Robert Klatt
Ein autonomer Roboter hat erstmals einen Zahn für eine Überkronung vorbereitet. Der Eingriff war etwa achtmal schneller als bei einem erfahrenen Zahnarzt und zugleich präziser.
Boston (U.S.A.). Ein Roboter des Unternehmens Perceptive hat zum ersten Mal autonom, also ohne Unterstützung durch einen Menschen, einen zahnmedizinischen Eingriff bei einem menschlichen Patienten durchgeführt. Es handelte sich dabei um die Vorbereitung für eine Überkronung, die der Roboter komplett in nur 15 Minuten erledigt hat. Zahnärzte führen den Eingriff normalerweise in zwei Sitzungen durch, die jeweils 60 Minuten dauern, benötigen also insgesamt 120 Minuten.
Um die Behandlung autonom durchführen zu können, hat zunächst ein mobiler 3D-Scanner mit der optischen Kohärenztomogafie (Optical coherence tomography) ein Modell des gesamten Mundraumes erstellt. Dieses enthält nicht nur die Zähne und den Kieferknochen, sondern auch das Zahnfleisch und die Nervenverläufe des Patienten. Weil das Verfahren lediglich Lichtstahlen und keine Röntgenstrahlen nutzt, um das volumetrische Modell des Mundes anzufertigen, ist es besonders schonend. Zudem kann OCT auch kleine Hohlräume erkennen.
Anschließend hat der Roboter auf Basis des 3D-Modells den Zahn für die Überkronung vorbereitet. Er verfügt dazu über einen CNC-Bohrer und eine Spühl- und Absaugfunktion sowie eine Künstliche Intelligenz (KI), die die Werkzeuge kontrolliert. Dank der speziellen Programmierung kann die KI die Behandlung auch dann fortsetzen, wenn der Patient sich dabei leicht bewegt.
Perceptive erklärt, dass die Behandlung durch den Roboter deshalb deutlich schonender für den Patienten ist, weil dieser nicht so lange seinen Mund offenhalten muss. Außerdem ist das bildgebende Verfahren deutlich genauer als andere Methoden.
In den U.S.A. hat die Food and Drug Administration (FDA) den Roboter bislang noch keine Zulassung erteilt. Es ist deshalb noch offen, ob und wann der autonome Roboter von Perceptive zahnmedizinischen Eingriffe im klinischen Alltag durchführen wird.