Dennis L.
Viele Menschen, die nach Island reisen, freuen sich auf ein Bad in den berühmten heißen Quellen des Landes. Dass das nach oben strebende Wasser auch gesundheitlich vorteilhaft sein kann, zeigen verschiedene Studien.
Reykjavík (Island). Große Hitze herrscht in Island oberirdisch nie. Unter der Erde allerdings sorgen Vulkane dafür, dass sich Wasser erhitzt und über verschiedene Kanäle nach oben strebt. So entstehen heiße Quellen mit unterschiedlichem Charakter. Je nach Lage können sie mehr oder auch weniger Schwefelwasserstoff enthalten, verfügen aufgrund ihrer Temperatur aber stets über wenig Sauerstoff. Für Island bedeutsam sind Thermalquellen nicht nur aufgrund ihrer touristischen Anziehungskraft, immerhin gewinnt der Inselstaat heute mehr als die Hälfte seiner Energie aus geothermalen Quellen.
Wie viele heiße Quellen es in Island gibt, ist bis heute nicht klar. Durch vulkanische Aktivitäten verfügt das Land über eine besonders große Anzahl, wobei nicht jeder Hot Pot zum Baden einlädt. Oft müssen Reisende vorsichtig sein, denn gerade unbekannte Quellen können mit bedenklich heißem Wasser gefüllt sein.
Sonderfälle und zweifellos beliebte Attraktionen sind die sogenannten Geysire Islands, bei denen das Wasser unter der Erdoberfläche an angemessener Zirkulation gehindert wird und daher mit großem Druck in Form von spektakulären Fontänen entweicht.
Der Weg durch das Gestein an die Oberfläche sorgt dafür, dass das Wasser in heißen Quellen mineralstoffreich ist. Auch Schwefelwasserstoff findet sich in einigen Quellen und kann gesundheitlich vorteilhaft wirken. Untersucht haben dies Forscher der Universität Complutense Madrid im Rahmen dieser Studie. Sie fanden heraus, dass Schwefelwasserstoff eine Vielzahl physiologischer Funktionen begünstigt.
So erwies sich Schwefelwasserstoff laut der Studie als blutdruckregulierend, durchblutungsfördernd, entzündungshemmend und hilft zudem bei Spastiken. Dies ist gemäß der beteiligten Forscher unter anderem für Menschen nach Schlaganfällen relevant und könnte die Regeneration von Nervenzellen unterstützen. Darüber hinaus merkten die Wissenschaftler an, dass Schwefelwasserstoff den Zellzyklus beeinflusst und somit auch an der Regulation von Alterungsprozessen beteiligt sein kann.
Für all jene, die in heißen Quellen baden, dürften auch mögliche positive Effekte auf entzündliche Hauterkrankungen von Bedeutung sein. Das warme Wasser wirkt sich in Kombination mit den enthaltenen Mineralstoffen entspannend auf die Muskulatur aus und regt den Stoffwechsel an. Da Schwefelwasserstoff und weitere Mineralstoffe transdermal – also über die Haut – in den Blutkreislauf gelangen können, erfolgt die Wirkung nicht nur rein äußerlich.
Ein Trip nach Island führt Urlauber geradezu zwangsläufig an Hot Pots vorüber. Wenngleich nicht in allen von ihnen gebadet werden kann, bieten sich doch einige für eine kurze Pause an. Oft sind Besuche heißer Quellen in Island fester Bestandteil verschiedener Mietwagen-Rundreisen, was den Vorteil hat, dass Touristen die genannten Quellen unbesorgt nutzen können.
Interessant ist ferner, dass nicht alle heißen Quellen Islands alleine durch die Natur geformt wurden. Bei der Betrachtung der vier beliebtesten Vertreter fällt auf: bei manchen hat auch der Mensch Hand angelegt.
Dass sich Schwefel und weitere Stoffe positiv auf die Gesundheit auswirken können, dürfte nicht der Hauptgrund sein, aus dem viele Menschen derzeit nach Island reisen. Vielmehr wirkt die unberührte Natur wie ein Magnet, denn Island steht mit seinen Gletschern und wilden Wasserfällen sowohl für gewaltige Energie als auch für Fragilität. Weltweit schmelzende Gletscher machen allerdings deutlich, dass Naturparadiese wie dieses vor den Auswirkungen des Klimawandels geschützt werden müssen.