Robert Klatt
Die Grippesaison 2021/2022 könnte bis in den Sommer gehen. Verantwortlich dafür sind hauptsächlich die reduzierten Maßnahmen gegen Covid-19.
Solna (Schweden). Lockdowns, Masken und Abstandhalten als sozialer Norm haben im Winter 2020/2021 die übliche Grippewelle fast vollständig verhindert. In den Vorjahren hat das Influenzavirus weltweit etwa 650.000 Todesfälle pro Jahr versucht. Nun hat das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) eine Warnung ausgesprochen, weil der Europäischen Union (EU) eine starke Grippewelle bevorsteht.
Laut den Experten der EU-Seuchenschutzbehörde zirkulieren seit einigen Wochen in Europa wieder Grippeviren deutlich schneller als erwartet. Als Hauptgrund dafür sieht die Behörde die in vielen Mitgliedsstaaten reduzierten Maßnahmen gegen Covid-19.
Problematisch ist außerdem, dass während der Covid-19-Pandemie einige bekannte Grippevarianten ausgestorben sind. Dies führt dazu, dass neue Viruslinien entstanden sind, die sich teils stark voneinander unterscheiden. Es könnte deshalb sein, dass die Impfstoffe derzeit nicht den gewohnten Schutz vor den Influenzaviren bieten.
In der letzten Dezemberwoche 2021 lagen auf Intensivstationen von Krankenhäusern in der EU 43 Patienten mit Grippe. Im gesamten Dezember 2020 war es nur ein einziger Patient. Während der besonders schweren Grippesaison 2018 wurden bis zu 400 Intensivpatienten mit Influenza parallel behandelt. Noch ist die Situation in den Krankenhäusern also nichts vergleichsweise entspannt.
ECDC-Influenzaexperte Pasi Penttinen erklärte trotzdem, dass der Rückkehr des Virus eine ungewöhnlich lange Grippesaison einleiten könnte, die erst im Sommer 2022 endet. „Wenn wir beginnen, alle Maßnahmen aufzuheben, habe ich die große Sorge mit Blick auf Influenza, dass wir uns vielleicht vom normalen Saisonverlauf entfernen, weil das Virus so lange Zeit fast gar nicht in der europäischen Bevölkerung zirkulierte“, so Penttinen. Normalerweise endet in Europa die Grippesaison bereits im Mai.
In dem Bericht der Behörde heißt es außerdem, dass eine Zwillings-Epidemie aus Influenza und Covid-19 (twindemic) das in vielen Ländern bereits überlasteten Gesundheitssysteme unter übermäßigen Druck setzen könnte.