Dennis L.
Wir sind in der modernen Welt ständig von elektrischen Geräten umgeben, die immer häufiger auch drahtlos mit dem Internet vernetzt sind. Somit sind wir stets von Elektronik und Funkwellen, also elektromagnetischer Strahlung umgeben.
Das bemerken wir im Alltag in den meisten Fällen natürlich nicht. Dennoch taucht häufig das Stichwort Elektrosmog auf, durch die elektrische Belastung der Umgebung durch Strahlung und künstliche Magnetfelder würde unser Körper negativ belastet.
Doch die Existenz von Elektrosmog oder ähnlichen Belastungen durch Elektrizität und Funkwellen ist in der Gesellschaft bereits umstritten, in der Wissenschaft stark angezweifelt. Wieso hält sich dann diese Befürchtung über Jahrzehnte hinweg fest und was sind die Hintergründe? Steckt etwa ein Fünkchen Wahrheit dahinter?
Zuerst einmal muss man klären, was überhaupt damit gemeint ist, wenn im Volksmund von Elektrosmog gesprochen wird. Der Ausdruck bezeichnet die Effekte von technischen und elektrischen Geräten auf die Umwelt durch Strahlungen und Magnetfelder auf den Menschen.
Wie Emissionen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen und in Ballungszentren Smog bilden, entsteht durch eine zu hohe Dichte von elektromagnetischen Feldern eine erhöhte Konzentration, die schädliche Auswirkungen auf Organismen haben soll.
Der Begriff „Strahlung“, der bei den Emissionen von elektrischen Geräten wissenschaftlich korrekt verwendet wird, hat leider in unserer Sprache eine deutlich negative Konnotation. Man denke nur an Kampagnen gegen Atomkraft. Daher ist es auch keine Überraschung, dass sich derartige Ängste wacker halten.
Fakt ist jedoch, dass nur ionisierende Strahlung direkte Effekte auf organische Materie haben kann. Gammastrahlen sind hierfür wohl das bekannteste Beispiel. Diese können einzelne Atome aus Molekülen trennen, wenn sie darauf treffen, was bei Organismen zu einer Schädigung des Erbguts führen kann.
Die mit Abstand meiste Strahlung, die von alltäglicher Elektronik ausgeht ist jedoch nicht ionisierend und somit ungefährlich für unseren Körper. Dennoch gibt es durchaus Effekte auf unseren Körper, die auch durch ansonsten ungefährliche Strahlen verursacht werden können.
Die Strahlung, die von gewöhnlichen Elektrogeräten ausgeht: Computer, Fernseher, Stereoanlage und so weiter, ist ausschließlich nicht ionisierend und somit nicht mit einer physikalischen Gefährdung für unsere Körper in Verbindung gebracht. Diese greift die Moleküle unseres Körpers, also die Struktur der Zellen selbst, nicht direkt an.
Jedoch handelt es sich dabei, insbesondere bei den Emissionen von Handys und ähnlichen Geräten, um hochfrequente Mikrowellenstrahlung. Diese tut genau das, was man entsprechend des Namens vermutet: Wie im Küchengerät wird organische Materie, die Wasser enthält, dadurch erwärmt.
Dieser Effekt ist natürlich deutlicher, umso stärker die Strahlung ist. Eine handelsübliche Mikrowelle, die Essen schnell zum Kochen bringen kann, arbeitet mit üblicherweise bis zu 1.000 Watt. Diese Leistung wird von Elektrogeräten wie Handys natürlich bei Weitem nicht erreicht, weshalb die Effekte extrem niedrig und prinzipiell nicht wahrnehmbar sind.
Im Zeitalter vom Internet der Dinge und dem Smart Home, die mit einer Vielzahl an nachrüstbaren vernetzten Applikationen daherkommen, steigt die Zahl der elektrischen Geräte erneut an. Mehr und mehr Elemente in unserem Zuhause und unserer Umgebung kommunizieren miteinander und erlauben uns einen komfortableren Alltag.
Doch dadurch erhöht sich natürlich ebenso die Belastung der Umwelt durch elektromagnetische Strahlung. Würde diese nun tatsächlich unsere Gesundheit bedrohen, wären die Gefahren bald exponentiell höher, als noch heutzutage.
Gefährliche radioaktive Strahlung ist bekanntermaßen sehr schädlich, kann beispielsweise krebserregend sein oder akute Verbrennungen auslösen. Ähnliche Effekte werden auch als Langzeitwirkung von schwächerer elektromagnetischer Strahlung befürchtet.
So gab es in der Vergangenheit schon viele Studien, die eine Korrelation zwischen der Nutzung von Geräten, die Strahlung emittieren und der Häufigkeit solcher Krankheiten herstellen konnten. So ist beispielsweise die Hypothese, dass das Tragen von Handys in der Hosentasche auf Dauer zu Unfruchtbarkeit führen könnte, ein bekanntes Argument.
Auch wird häufig behauptet, dass man schon akut die Auswirkungen der Strahlung bemerken kann. So sind beispielsweise Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein die häufigsten Symptome, die in Bezug auf Elektrosmog berichtet werden.
Weitere Befürchtungen beziehen sich auf den Erwärmungs-Effekt, denn diese Strahlen haben können. Denn auch, wenn sie kaum wahrnehmbar und nur sehr gering ausfällt, könnte die Erwärmung von Gewebe auf Dauer noch unbekannte Spätfolgen haben.
Das Problem: Langzeit-Studien, die zu klaren wissenschaftlichen Erkenntnissen führen, die solche Hypothesen entweder eindeutig bestätigen oder widerlegen, gibt es im Grunde nicht. Dafür ist das Problem zu komplex und zu viele Fremdfaktoren können einfließen, um die Ergebnisse zu verfälschen. Ebenfalls ist die notwendige Dauer für eine solche Studie noch kaum erreicht, erst 1991 wurde in Deutschland das GSM-Netz in Betrieb genommen.
Ein weit verbreitetes Argument, das gegen die Existenz gefährlicher Auswirkungen spricht: Es konnten bisher nur wenige Studien überzeugende Argumente liefern, die diese belegen. Viele Studien, die anhand ihrer Ergebnisse solche Probleme bestätigen, wählen sehr spezifische Korrelationen aus, welche häufig nicht bestätigt werden können.
Doch da Gleiches auch umgekehrt gilt, haben Kritiker natürlich weiterhin einen guten Punkt, an dem sie ansetzen können. Jedoch gehen die Ängste um mögliche Folgen zumeist auf fehlendes physikalisches Verständnis zurück.
Eine weitere mögliche Problemquelle geht nicht von den Endgeräten selbst aus, sondern von den Funknetzwerken, mit denen sie sich verbinden. Damit die Kommunikation im mobilen Netz funktioniert, müssen leistungsfähige Felder mit hohen Frequenzen genutzt werden.
Zwischen den Sendeantennen befinden sich also diese hochfrequenten Felder. Im Grunde bedeutet das: Wir bewegen uns immer und überall innerhalb von Bereichen, in denen elektromagnetische Strahlungen auf uns einwirken können.
Diese Effekte auf den Menschen quantifiziert man anhand von verschiedenen Faktoren, sowohl die bereits beschriebene thermische, als auch nicht-thermische Wirkungen und die individuelle Resonanz des menschlichen Körpers spielen eine Rolle.
Es gibt einige offizielle Positionen zu möglichen Risiken, die immerhin dazu dienen können, vorsichtig mit Funktechnologie umzugehen und weiterhin Bemühungen anzustellen, um mögliche Effekte auf unsere Gesundheit zu untersuchen.
So hat die Weltgesundheitsorganisation WHO und gleichzeitig das Bundesamt für Strahlenschutz den Standpunkt eingenommen, dass eine Risikowahrscheinlichkeit und daher dringend erforscht werden sollte.
Ein Krebsrisiko für Menschen durch die Exposition in hochfrequenten Feldern besteht jedoch laut den wissenschaftlichen Befunden der Strahlenschutzkommission nicht.
Noch vor wenigen Jahren war dieser Wert noch ein Stichwort, das häufig als Verkaufsargument für bestimmte Mobiltelefone in der Werbung genannt wurde. Die Spezifische Absorptionsrate (SAR) steht für die Strahlung, die ein Gerät bei der Benutzung abgibt und vom menschlichen Körper absorbiert, also aufgenommen, werden kann.
Dafür gibt es einen festen Grenzwert, der von keinem Gerät überschritten werden kann. Dieser liegt bei 2 Watt pro Kilogramm Körpergewicht und liegt somit sehr niedrig. Modelle, die eine besonders gute Abschirmung haben liegen sogar nochmals weit darunter, das Umweltzeichen „Blauer Engel“ wird für Modelle unter 0,5 Watt pro Kilogramm verliehen.
Der Grenzwert ist so gewählt, dass laut aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse keineswegs gesundheitsschädliche Folgen durch die Gewebeerwärmung auftreten kann. Die Erwärmung des Gewebes durch die Strahlungsbelastung ist somit kaum messbar.
Kurz gesagt: Theoretisch ist es natürlich möglich, dass Mikrowellen und hochfrequente elektromagnetische Felder, die durch Anwendungselektronik entstehen, Gefahren bergen. Diese konnte jedoch bis heute trotz vieler Studien nicht belegt werden und steht auch weiterhin unter sehr kritischer Betrachtung.
Die Wissenschaft ist fortlaufend damit beschäftigt, nun auch die Langzeitwirkung der wachsenden Strahlungsbelastung zu untersuchen. Da es allerdings bislang keinerlei eindeutige Indizien für eine Gefahr für Menschen gibt, ist eine akute Angst davor eher unbegründet.
Grenzwerte der internationalen Strahlenschutzkommission verhindern, dass im Alltag kritische Bereiche erreicht werden. Die Sorge um den Elektrosmog, auch in Hinblick auf die digitale Zukunft, hat also kaum praktische Hintergründe in der Realität. Dennoch ist es gut, dass wir uns nicht darauf verlassen und sich die Wissenschaft weiterhin darum bemüht, der Sache auf den Grund zu gehen.