D. Lenz
US-amerikanische Wissenschaftler haben bisher unbekannte Neuronen in der menschlichen Großhirnrinde entdeckt. Welche Funktion diese übernehmen, ist bislang jedoch noch völlig unklar.
Seattle (U.S.A.). Das menschliche Gehirn ist wohl das komplexeste Gebilde im menschlichen Körper. Genau hier sind US-amerikanische Wissenschaftler auf noch etwas völlig Unbekanntes gestoßen: In der neuronenreichsten obersten Schicht der Großhirnrinde haben die sie bisher noch unbekannte, sehr dichte und weitverzweigte Nervenzellen gefunden.
Ed Lein und seine Kollegen vom Allen Institute for Brain Science in Seattle sowie Gábor Tamás von der ungarischen Universität Szeged berichten im Fachmagazin Nature Neuroscience, dass die Funktion der Nervenzellen derzeit noch völlig unbekannt sei. Die Zellen befinden sich in einer Region, in der zahlreiche unterschiedliche Zelltypen vorkommen, welche die Aktivität anderer Neuronen beeinflussen.
Wie die Wissenschaftler weiter berichten, machen die jetzt entdeckten Nervenzellen rund 15 Prozent der sogenannten inhibitorischen Neuronen im oberen Kortex aus. Die genaue Lage der Nervenzellen lässt die Wissenschaftler vermuten, dass sie Einfluss auf die Regulierung von den exzitatorischen Signalen haben, welche wiederum bei der Aktivierung von Nervennetzwerken im Gehirn beteiligt sind. Jedoch ist dies bisher nur eine unbestätigte Vermutung.
Die Wissenschaftler haben zudem geschaut, ob sie die neu entdeckten Neuronen auch im Gehirn von Mäusen finden, doch da waren die Nervenzellen nicht zu finden, so Ed Lein. Den Wissenschaftlern stellt sich dadurch die Frage, ob die Neuronen vielleicht bestimmte Hirnfunktionen ermöglichen, welche letztendlich Menschen von Mäusen unterscheiden. „Wir wissen nicht, was das menschliche Gehirn so besonders macht. Die Unterschiede auf Zellebene und der von neuronalen Schaltkreisen zu untersuchen, ist ein wichtiger Anfang. Jetzt haben wir neue Werkzeuge, um genau dies zu tun.“
Da die Wissenschaftler bezüglich der Funktion der Neuronen noch völlig im Dunkeln tippen, schließen sie auch nicht aus, dass diese bei gewissen Erkrankungen eine Rolle spielen könnten. Anhand von verstorbenen Spendern mit neuropsychiatrischen Erkrankungen wollen die Wissenschaftler mit Hilfe von Gehirnproben untersuchen, ob die Neuronen Veränderungen aufweisen oder nicht.