Robert Klatt
Menschen mit einer Cannabiskonsumstörung haben ein deutlich höheres Risiko für kardiovaskuläre Probleme wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen und peripherer Gefäßerkrankungen.
Calgary (Kanada). In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien Details zu den physischen und psychischen Gesundheitsrisiken von Cannabis untersucht und dabei unter anderem entdeckt, dass die peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) bei Konsumenten deutlich öfter auftritt. Eine Studie der University of Calgary (UCalgary) zeigt nun, dass Erwachsene mit einer Cannabiskonsumstörung ein deutlich höheres Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere schwere kardiovaskuläre Probleme haben als Menschen, die die Droge nicht oder nur selten konsumieren.
Laut der Publikation im Fachmagazin Addiction haben die Forscher um Anees Bahji Gesundheitsdaten von knapp 60.000 Menschen aus fünf kanadische Gesundheitsdatenbanken darauf untersucht, ob eine Korrelation zwischen dem problematischen Cannabiskonsum und dem erstmaligen Auftreten von negativen kardiovaskulären Ereignissen besteht.
Die Hälfte der Probanden hatte eine Cannabiskonsumstörung und die andere nicht. Die Teilnehmer wurden nach Geschlecht, Geburtsjahr und Zeitpunkt ihrer ersten Kontaktaufnahme mit dem Gesundheitssystem abgeglichen. Menschen mit früheren negativen kardiovaskulären Ereignissen wurden ausgeschlossen. Laut den Gesundheitsdaten, die zwischen dem Januar 2012 bis Dezember 2019 erhoben wurden, kam es bei 721 Menschen mit einer Cannabiskonsumstörung erstmalig zu einem kardiovaskuläre Ereignis (2,4 %). Bei der Kontrollgruppe war der Anteil deutlich geringer (1,5 %).
„Unsere Studie liefert nicht genügend Informationen, um zu sagen, dass Cannabiskonsumstörung kardiovaskuläre Erkrankungen verursacht, aber wir können sagen, dass Kanadier mit einer Cannabiskonsumstörung ein viel höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu haben scheinen als Menschen ohne diese Störung.“
Innerhalb der Gruppe der Personen mit einer Cannabiskonsumstörung hatten Menschen ohne gleichzeitige medizinische Erkrankungen, ohne Verschreibungen und mit weniger als fünf Arztbesuchen in den letzten sechs Monaten ein noch höheres Risiko für ein erstmaliges Herz-Kreislauf-Ereignis als der Rest der Gruppe mit Cannabiskonsumstörung.
Die Autoren halten es für wahrscheinlich, dass dies daran liegt, dass sich diese Menschen als gesund betrachten und möglicherweise die Warnsignale eines bevorstehenden Herzinfarkts, Schlaganfalls oder eines anderen schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignisses übersehen oder nicht ernst nehmen.
Addiction, doi: 10.1111/add.16337
