Robert Klatt
Medizinisches Cannabis hilft bei Krebsschmerzen und reduziert die Medikamenteneinnahme. Nebenwirkungen traten bei den Probanden nur vereinzelt auf.
Montreal (Kanada). Wissenschaftler der McGill University anhand von Gesundheitsdaten aus der Quebec Cannabis Registry untersucht, ob und wie medizinisches Cannabis sich zur Behandlung von Krebsschmerzen eignet. Das Durchschnittsalter der 358 Krebspatienten lag bei 57 Jahren. Frauen (52 %) und Männer (48 %) waren nahezu identisch vertreten. Die häufigsten Krebsdiagnosen der Probanden waren Urogenital-, Brust- und Darmkrebs. Verschrieben wurde den meisten Krebspatienten (73 %) das medizinische Cannabis zur Linderung ihrer Schmerzen.
Die Wissenschaftler beobachteten vierteljährlich über einen Zeitraum von zwölf Monaten diverse Aspekte der Patienten, darunter die Intensität ihrer Schmerzen, ihre Beschwerden, die Menge der von ihnen verwendeten Arzneimittel und ihren tagtäglichen Morphinkonsum. Die Bewertung des Leidensausmaßes erfolgte mittels standardisierter Metriken, basierend auf einer flexiblen Skala von Nichtvorhandensein (null) bis zum schrecklichsten denkbaren Ausmaß (zehn), während die Beurteilung der Schmerzreduktion in prozentualen Werten angegeben wurde.
Laut der Publikation im Fachmagazin BMJ Supportive & Palliative Care zeigt die Untersuchung der Behandlungsreaktionen, dass medizinisches Cannabis kaum Nebenwirkungen verursacht und keine bedeutenden Risiken mit sich bringt. Nur elf Patienten (3 %) berichteten von insgesamt fünfzehn Nebenwirkungen, die als moderat bis schwerwiegend eingestuft wurden, wobei jedoch dreizehn als eher unbedeutend betrachtet wurden. Aus Gründen, die mit Nebenwirkungen in Zusammenhang stehen, setzten fünf Patienten (1,4 %) die Anwendung von medizinischem Cannabis aus.
Im Verlauf von 3, 6 und 9 Monaten zeigten die Erhebungen der Wissenschaftler einen statistisch bedeutsamen Rückgang hinsichtlich der Schmerzstärke, des gesamten Leidens und der durch den Schmerz verursachten alltäglichen Einschränkungen. Gemäß den gesammelten Daten scheinen Cannabis-Präparate, die eine ausgewogene Mischung der aktiven Substanzen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) aufweisen, besonders effektiv zu sein, anstatt eine Dominanz eines der beiden Bestandteile.
Aufgrund der vorliegenden Resultate ziehen die Forschenden den Schluss, dass medizinisches Cannabis eine verträgliche und zusätzliche Behandlungsoption darstellt, falls konventionelle Medikamente nicht in der Lage sind, die Schmerzen bei Krebspatienten adäquat zu mildern.
BMJ Supportive & Palliative Care, doi: 10.1136/spcare-2022-004003