Schweizer Studie

Cannabis-Konsumenten regulieren ihren Konsum selbst

Dennis L.

Ein generelles Cannabis-Verbot lehnen in der Schweiz immer mehr Menschen ab. Eine aktuelle Studie der Universität Bern belegt nun, dass Konsumenten durch Selbstregulation ihr Konsumverhalten gut unter Kontrolle haben. )yabaxipsoltamieh(Foto: © 

Eine aktuelle Schweizer Studie der Universität Bern zeigt, dass die meisten Cannabis-Konsumenten ihren illegalen Konsum selbst regulieren und das beliebte und in vielen Ländern legale Rauschmittel ganz gezielt genießen.

Bern (Schweiz). Während der Konsum von Cannabis in immer mehr Ländern und US-Bundesstaaten legalisiert wird, so steht man den gesetzlich erlaubten Konsum der pflanzlichen Droge in Europa meist noch kritisch gegenüber. Eine ganz interessante Studie zu diesem Thema wurde jetzt in der Schweiz veröffentlich. Hier ist Cannabis offiziell immer noch illegal, jedoch zeigt eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung des Instituts für Kriminologie der Universität Lausanne, dass in der Schweiz jährlich mindestens zwischen 40 und 60 Tonnen Cannabis konsumiert werden. Damit ist Cannabis die mit Abstand meist verbreitete illegale Droge in der Schweiz.

Dies legt auch eine ganz aktuelle Studie der Universität Bern nahe, deren inhaltlicher Schwerpunkt vor allem auf dem Umgang mit dem Konsum von Cannabis lag. Demnach begrenzt die große Mehrheit den Cannabis-Konsum ganz bewusst und gezielt. So vermeiden beispielsweise die meisten Konsumenten den Konsum vor wichtigen Aufgaben, vor dem Autofahren und auch vor der Arbeit. Dieses für die Forscher überraschende Ergebnis deutet darauf hin, dass Cannabis für die meisten Konsumenten einen ähnlichen Stellenwert wie Alkohol besitzt. Du Studie deckt sich zudem mit vielen Untersuchungen aus dem Rest Europas: Das generelle Verbot der Droge verliert immer weiter an Rückhalt – selbst bei Nichtkonsumenten.

Vom Joint bis zum Cannabis-Kakao

Cannabis wird klassisch in einem Joint geraucht. Dafür braucht es nicht viel: Ein längeres Blättchen, ein Tip (also ein selbstgedrehter Filter aus Pappe oder Papier), ein Grinder der das Gras gleichmäßig zerkleinert (hier gibt es diverse Geräte aus Metall oder Holz) und natürlich Feuer. Eine weitere Möglichkeit Cannabis zu rauchen bietet die Wasserpfeife, die umgangssprachlich auch als Bong bezeichnet wird. Die berauschende Droge lässt sich aber auch konsumieren, ohne sie zu rauchen. Beliebt sind hier besonders:

  • THC-haltige Süßigkeiten
  • Hasch-Kekse
  • THC-haltige Öle für die Haut
  • Cannabis-Tinkturen
  • THC-Sirup
  • Cannabis-Kakao

Welche dieser Konsumformen in der Schweiz besonders beliebt sind, hat die Studie nicht untersucht. Jedoch ist anzunehmen, dass der klassische Joint die weitverbreitetste Form ist – und das nicht nur in der Schweiz.

Funktionierende Selbstregulierung

Die Forscher haben für ihre Cannabis-Studie rund 1.100 Personen befragt, von denen 80 Prozent mindestens schon einmal in ihrem Leben und 46 Prozent in den letzten zwölf Monaten Cannabis konsumiert haben. Die große Mehrheit der Befragten gab an, zur Begrenzung ihres Konsums Strategien zur Selbstregulation einzusetzen – und zwar völlig unabhängig von Alter, Bildung und Geschlecht.

Neben dem bewussten Verzicht vor wichtigen Aufgaben oder Terminen, wie Autofahrten, Arztbesuche oder der Arbeit, gaben die Konsumenten an, Cannabis nur in bestimmten Gemütszuständen zu konsumieren. Zwar relativiert die kleine Zahl an Probanden die Aussagekraft der Studie etwas, dennoch deutet sie darauf hin, dass die Selbstregulation Wirkung hat. So sagen die Studienautoren, wer Cannabis ganz bewusst genießt, der konsumiert kleinere Mengen, ist nach eigener Einschätzung weniger abhängig und lebt gesünder. Die Studienautoren bezeichnen diese Zusammenhänge als mittel bis groß.

Immer weniger Menschen sind gegen ein generelles Cannabis-Verbot

In Bezug auf die Auswertung der Selbstregulierung ist es nicht verwunderlich, dass die Konsumenten die Legalisierung von Cannabis befürworten. So gab nur eine kleine Gruppe (44 von 398 Befragten) an, im Falle einer Legalisierung wahrscheinlich mehr zu konsumieren. Äußerst interessant ist aber, dass auch eine große Mehrheit der Nichtkonsumenten gegen ein generelles Cannabis-Verbot ist und der Zustimmungswert fällt bei Konsumenten und Nichtkonsumenten sogar ähnlich tief aus.

Beide Gruppen halten jedoch strenge Vorschriften wie etwa Altersbeschränkungen und Werbeverbote für sinnig. Laut der Befragung würde die Gruppe der Nichtkonsumenten nicht nennenswert stärker zum Konsum neigen, wäre Cannabis legal.

In der Schweiz streitet mal schon länger über die Legalisierung von Cannabis. Ob und wann Cannabis in der Schweiz legal sein wird, ist fraglich. Jedoch wird die Gruppe, welche die Legalisierung fordert, immer größer und immer mehr Städte würden gerne einen Test zur Legalisierung machen, jedoch fehlt ihnen dazu bisher die Gesetzesgrundlage.

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