D. Lenz
In einer Pflanze Cannabis sind zahlreiche Wirkstoffe enthalten. Dazu zählen nicht nur die, welche als Rauschmittel bekannt sind. So experimentieren derzeit Forscher mit Cannabinoiden, die in der Lage sind Krebszellen zu zerstören.
Rostock (Deutschland). Noch vor einigen Monaten haben britische Wissenschaftler nachweisen können, dass der Konsum von Cannabis das Tumorwachstum verlangsamen kann. Jetzt hat Burkhard Hinz, Direktor des Instituts für Toxikologie und Pharmakologie der Uniklinik Rostock und seine Kollegen heraus, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Cannabis-Pflanze, sogenannte Cannabinoide, dem Körper dabei helfen können, Krebszellen zu zerstören.
Wie die Rostocker Forscher im renommierten Magazin Biochemical Pharmacology schreiben, sind verschiedene Mechanismen für die Zellzerstörende Wirkung auf Krebszellen verantwortlich.
In Versuchen mit Zellkulturen haben die Forscher gezeigt, dass die Zerstörung der Krebszellen durch ein bestimmtes Protein mit dem Namen ICAM-1 ermöglicht wird. ICAM-1 überzieht die Krebszellen und ermöglicht so den körpereigenen Killerzellen des Immunsystems das Anheften an die Krebszellen. Die Killerzellen arbeiten dann ganz normal und bringen die Krebszellen zum platzen.
Die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend, dennoch betont Hinz, dass es sich zunächst nur um Ergebnisse der Grundlagenforschung handelt. "Wir sind noch weit davon entfernt, das in die klinische Therapie umzusetzen. Unsere Befunde sind jedoch ein weiteres Indiz dafür, dass Cannabinoide eine ganze Reihe potenziell therapeutisch nutzbarer Wirkungen vermitteln.“
Es ist bereits seit den 90er-Jahren bekannt, dass auch menschliche Zellen Cannabinoide bilden können. "Ihnen wird unter anderem eine schmerzhemmende und appetitsteuernde Wirkung zugesprochen", erklärt Hinz.
Seit gut 25 Jahren forschen unzählige Einrichtungen auf der ganzen Welt an dem klinisch nutzbaren Potenzial von Cannabinoiden.
Andere Forschungen zu Cannabinoiden waren bereits erfolgreich und haben schon den Sprung von der Grundlagenforschung in die Praxis geschafft.
Tetrahydrocannabinol beispielsweise, ein anderer Wirkstoff der Hanfpflanze, wird mittlerweile in Kliniken zur Milderung von Erbrechen und Übelkeit im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt.
Und Cannabidiol, ein weiterer Cannabis-Inhaltsstoff, der die Psyche im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol nicht beeinträchtigt, ist ebenfalls für die Behandlung spastischer Symptome bei Patienten mit multipler Sklerose zugelassen.
Seit Inkraftnahme des Gesetzes zur Anpassung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften hat der Staat die Wege für eine alternative Schmerztherapie erweitert. So wird eine verbesserte Palliativversorgung geregelt und Cannabis ein Stück weit aus der Schmuddelecke geholt. Trotz, dass der Privatkonsum von Cannabis in Deutschland populär ist, sind die wissenschaftlichen Erhebungen und Kenntnisse von Cannabis noch am Anfang.
Cannabis wirkt sich mit ihren Cannabinoiden positiv auf diverse Krankheitsverläufe aus. Darunter lindert es beispielsweise Krämpfe, Entzündungen oder das Schmerzempfinden. Gegenüber konventionellen Schmerzmitteln kommt Cannabis fast ohne Nebenwirkungen aus. Die Cannabinoide docken an den entsprechenden Rezeptoren an und vermindern das Schmerzgefühl.
Neben der Palliativversorgung unterstützt Cannabis als Medizin insbesondere Schmerzpatienten. Anwendung findet es unter anderem auch bei Volkskrankheit Nummer 1, den Rückenerkrankungen wie z.B. dem Wirbelsäulensyndrom.
Darüber hinaus konnte die Wissenschaft weitere interessante Erkenntnisse erlangen. So wurde in einer US-Studie festgestellt, dass medizinisches Cannabis Krebszellen töten kann.