Robert Klatt
Cannabiskonsumenten schneiden bei Tests zum Arbeitsgedächtnis schlechter ab. Die Gehirnaktivität in einem Bereich, der mit Faktoren wie Intelligenz und Bildung verknüpft ist, ist bei ihnen deutlich geringer.
Aurora (U.S.A.). Forscher der University of Oxford haben kürzlich eine Studie publiziert, laut der sich Gehirne von Cannabiskonsumenten deutlich von Gehirnen von Nichtkonsumenten unterscheiden, auch wenn diese die Droge nicht oft konsumieren oder den Konsum lange pausiert haben. Unterschiedliche Studien haben zudem Hinweise darauf entdeckt, dass ein genussorientierter Cannabiskonsum die geistige Leistungsfähigkeit reduziert. Die Aussagekraft dieser älteren Studien ist jedoch gering, weil sie nur wenige Probanden hatten und es potenzielle statistische Verzerrungen gab.
Forscher der University of Colorado (CU) haben deshalb eine neue Studie mit 1.003 jungen Erwachsenen durchgeführt, die untersucht hat, wie die Droge das Arbeitsgedächtnis beeinflusst. Es handelt sich dabei um die bislang umfangreichste Studie dieser Art.
Laut der Publikation im Fachmagazin JAMA Network Open haben die Forscher die Gehirnaktivität der Probanden mit der funktionalen Magnetresonanztomografie (fMRT) beobachtet, während diese sieben Aufgaben absolviert haben, die unterschiedliche Bereiche des Gehirns ansprechen. Die fMRT zeigt, dass die Hirnaktivierung in Arealen, die zum Arbeitsgedächtnis gehören, bei Menschen, die oft Cannabis konsumieren und die kürzlich Cannabis konsumiert haben, im Mittel geringer ist. Personen, die kurz vor dem Experiment die Droge konsumiert haben, erzielten zudem signifikant schlechtere Ergebnisse bei den Aufgaben zum Arbeitsgedächtnis.
Bei den Aufgaben zu Emotionen, Sensibilität für Belohnungen, motorische Funktionen, Sprache, logische Schlussfolgerungen und Verarbeitung von sozialen Informationen haben die Cannabiskonsumenten hingegen keine schlechteren Ergebnisse erreicht.
Wie die Forscher erklären, sind die Ergebnisse schwer interpretierbar. Sie zeigen, dass sowohl Menschen, die kürzlich Cannabis konsumiert haben, als auch Menschen, die langjährig Cannabis konsumiert haben, bei Aufgaben für das Arbeitsgedächtnis eine deutlich geringere Hirnaktivität haben. Die Ergebnisse bei den Aufgaben waren jedoch nur bei Personen schlechter, die die Droge kurz davor konsumiert haben, während langjährige Nutzer nicht unterdurchschnittlich waren.
Zudem erklären die Wissenschaftler, dass die reduzierte Gehirnaktivität in Arealen auftritt, die mit der Intelligenz und dem Bildungserfolg verknüpft sind. Es ist laut den Wissenschaftlern deshalb denkbar, dass die geringere Gehirnaktivität bei langjährigen Nutzern ebenfalls die geistige Leistungsfähigkeit reduziert, obwohl dies mit den verwendeten Tests nicht nachgewiesen werden konnte. Die Studie zeigt jedoch sicher, dass Menschen komplexe geistige Arbeiten besser absolvieren können, wenn sie davor eine längere Zeit auf die Droge verzichten.
JAMA Network Open, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.57069