Robert Klatt
Cannabiskonsum während der Schwangerschaft beeinflusst das pränatale Wachstum deutlich. Sowohl das Gewicht, der Kopfumfang und das Hirnwachstum der Babys leiden unter dem Drogenkonsum der Mutter.
Mount Pleasant (U.S.A.). Mit der Legalisierung von Cannabis in den U.S.A. wurde auch ein Anstieg des Konsums während der Schwangerschaft verzeichnet. Einige jüngere Frauen sind sich der potenziellen Gefahren für ihr ungeborenes Kind nicht bewusst und einige verwenden die Substanz sogar zur Linderung von Morgenübelkeit in den ersten Schwangerschaftswochen. Es ist jedoch seit geraumer Zeit bekannt, dass der aktive Bestandteil Tetrahydrocannabinol (THC) die Plazenta passieren und in den Blutkreislauf des Fötus gelangen kann. Im Gehirn aktiviert THC die Cannabinoid-Rezeptoren, was negative Konsequenzen für die Entwicklung des Kindes mit sich bringen kann.
Bereits 1989 warnten amerikanische Kinderärzte, dass eine Exposition während der Schwangerschaft das pränatale Wachstum beeinträchtigen könnte. Laut den in der New England Journal of Medicine veröffentlichten Ergebnissen einer pädiatrischen Klinik in Boston, wogen Babys, deren Mütter die Droge Cannabis konsumiert hatten oder bei denen im Urin THC nachgewiesen wurde, im Durchschnitt 79 Gramm weniger und waren 0,5 cm kleiner. Bei einem Kokainkonsum wurde das Körpergewicht um 93 Gramm und die Körpergröße um 0,7 cm reduziert.
In der aktuellen Untersuchung, die von einer Forschungsgruppe unter der Leitung von Beth Bailey von der Central Michigan University in Mount Pleasant durchgeführt wurde, war das Geburtsgewicht um beeindruckende 185,1 Gramm reduziert und die Neugeborenen maßen 0,94 cm weniger. Im Gegensatz zur vorherigen Studie zeigte sich hier auch eine Verringerung des Kopfumfangs um 0,79 cm, was auf eine eingeschränkte Hirnentwicklung hindeutet.
Die Wissenschaftler haben laut ihrer Publikation im Fachmagazin Frontiers in Pediatrics zudem erstmals den Einfluss von Cannabiskonsum während verschiedener Stadien der Schwangerschaft analysiert. Sogar die Neugeborenen jener Frauen, die nur im ersten Schwangerschaftsdrittel Cannabis konsumierten, wiesen ein um 154,0 Gramm geringeres Geburtsgewicht im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Cannabiskonsum auf. Dieser Zusammenhang war signifikant, obwohl die Studie nur 109 Neugeborene mit Cannabisexposition gegenüber 171 Neugeborenen einer Kontrollgruppe stellte.
Die Auswirkungen auf Körpergröße (minus 0,27 cm) und Kopfumfang (minus 0,47 cm) waren bei Cannabiskonsum im ersten Schwangerschaftstrimester jedoch nicht signifikant. Bei Frauen, die Cannabis im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel konsumierten, zeigte sich ein Gewichtsrückgang von 164,1 Gramm, eine Verkürzung der Körperlänge um 0,61 cm und eine signifikante Verringerung des Kopfumfangs um 0,83 cm.
New England Journal of Medicine, doi: 10.1056/NEJM198903233201203
Frontiers in Pediatrics, doi: 10.3389/fped.2023.1103749
