Robert Klatt
Die Droge Cannabis führt zu einem Rückgang der Spermienproduktion. Verantwortlich dafür ist vermutlich eine Störung der Hypophyse, eine Hormondrüse im Gehirn.
Portland (U.S.A.). In den letzten Jahren haben mehrere Studien belegt, dass das in Cannabis enthaltene Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) sich negativ auf die Spermienproduktion auswirkt. Laut einer Publikation im American Journal of Epidemiology reduziert eine Cannabiszigarette pro Woche die Spermienkonzentration bei jungen Männern um 28 Prozent. Bei einem mehrmals wöchentlichen Konsum der Droge nimmt die Konzentration sogar um 52 Prozent ab. Eine Studie der Oregon Health & Science University (OHSU) belegt zudem, dass der regelmäßige Cannabiskonsum die Hoden schrumpfen lässt und die Fortpflanzungshormone beeinflusst.
Forscher der Oregon Health & Science University (OHSU) haben deshalb erneut untersucht, ob Cannabis die Zeugungsfähigkeit von Männern reduziert. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Fertility and Sterility 2023 führten sie dazu Experimente mit Rhesusaffen durch.
Die sechs Makaken konsumierten täglich THC, das in ihr Futter gemischt wurde. Es kam dadurch zu einem allmählichen Rückgang der Hodengröße. Im Mittel verloren die Affen 59 Prozent ihres ursprünglichen Hodenvolumens. Im Verlauf von vier Monaten nach dem Absetzen des Cannabinoids vergrößerten sich die Hoden wieder. Sie erreichten jedoch nur 73 Prozent ihrer ursprünglichen Größe.
Laut den Forscher um Jamie Lo kam es durch die Hodenatrophie zu einem signifikanten Rückgang des mittleren Östradiol- und des Gesamttestosteronspiegels. Zudem kam es zu einer verstärkten Produktion des Follikelstimulierenden Hormons (FSH) in der Hypophyse, einer Hormondrüse im Gehirn. Dies ist ein Hinweis darauf, dass das THC eine zentralnervöse Störung verursacht hat.
Die hormonellen Parameter erholten sich nach dem Absetzen des THC ebenfalls. Im Serum nahm der Gesamttestosteronspiegel um 1,3 ng/ml und der Östradiolspiegel um 2,9 pg/ml zu und die FSH-Konzentration sank um 0,06 ng/ml.
American Journal of Epidemiology, doi: 10.1093/aje/kwv135
Fertility and Sterility 2023, doi: 10.1016/j.fertnstert.2023.02.034