Hochpotente Droge

Cannabis verändert das Erbgut des Menschen

Robert Klatt

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Cannabiskonsumenten haben ein deutlich höheres Psychoserisiko. Dies könnte daran liegen, dass die Droge das Erbgut des Menschen verändert.

London (England). In den letzten Jahren haben unterschiedliche Studien gezeigt, dass Cannabis das Psychoserisiko bei jungen Erwachsenen verdoppelt und bei Jugendlichen sogar verelffacht. Forscher des King’s College London (KCL) und der University of Exeter haben nun eine Studie publiziert, die eine mögliche Erklärung für das deutlich höhere Psychoserisiko bei Cannabiskonsumenten liefert.

Laut der Publikation im Fachmagazin Molecular Psychiatry verändert der regelmäßige Konsum von hochpotentem Cannabis das Erbgut des Menschen. Als hochpotentes Cannabis ist Cannabis definiert, das mindestens zehn Prozent Tetrahydrocannabinol (THC), die psychoaktive Substanz der Droge, enthält. Regelmäßiger Konsum ist definiert als mehr als einmal wöchentlich.

Biologische Auswirkungen von Cannabis

Wie Professor Marta Di Forti erklärt, haben die Wissenschaftler die Studie durchgeführt, weil der Cannabiskonsum stetig zunimmt und immer mehr hochpotentes Cannabis erhältlich ist. Die Forschung muss deshalb untersuchen, welche biologischen Auswirkungen die Droge hat, insbesondere auf die psychische Gesundheit.

„Unsere Studie ist die erste, die zeigt, dass hochpotentes Cannabis eine einzigartige Signatur im Erbgut hinterlässt, die mit Mechanismen des Immunsystems und der Energieproduktion zusammenhängt. Zukünftige Forschungen müssen untersuchen, ob die DNA-Signatur des aktuellen Cannabiskonsums, insbesondere bei hochpotenten Sorten, dazu beitragen kann, Nutzer zu identifizieren, die ein höheres Risiko haben, eine Psychose zu entwickeln, sei es im Freizeit- oder im medizinischen Gebrauch.“

Um die Forschungslücke zu schließen, haben die Wissenschaftler untersucht, ob und wie sich Cannabiskonsum auf die DNA-Methylierung des Menschen auswirkt. Es handelt sich dabei um einen chemischen Prozess, die die Funktionsweise von Genen ein- oder ausschalten kann und der als entscheidender Faktor für die Beeinflussung von Risikofaktoren und der psychischen Gesundheit gilt.

DNA-Methylierung von Cannabiskonsumenten

Im Rahmen der Studie haben die Forscher Blutproben von Personen, die bereits eine Psychose erlebt haben und von Personen, die noch keine psychotische Erfahrung haben, untersucht. Mithilfe der Blutproben der 682 Probanden wurde die DNA-Methylierung des gesamten Genoms analysiert. Es konnte so ermittelt werden, ob und wie Cannabiskonsum, einschließlich der Häufigkeit und der Potenz der Droge, die DNA beeinflusst.

Die Analyse der Blutproben zeigt, dass Menschen, die regelmäßig hochpotentes Cannabis konsumieren, Veränderungen in Genen aufwiesen, die die Mitochondrien- und Immunfunktion beeinflussen. Diese Veränderungen konnten nicht durch die bekannte Wirkung von Tabak auf die DNA-Methylierung erklärt werden.

„Dies ist die erste Studie, die zeigt, dass der häufige Konsum von hochpotentem Cannabis eine deutliche molekulare Spur im Erbgut hinterlässt, die besonders die Gene beeinflusst, die mit Energie- und Immunfunktionen zusammenhängen. Unsere Ergebnisse liefern wichtige Einblicke, wie Cannabiskonsum biologische Prozesse verändern kann. DNA-Methylierung, die eine Brücke zwischen Genetik und Umweltfaktoren bildet, ist ein zentraler Mechanismus, durch den äußere Einflüsse, wie Substanzkonsum, die Genaktivität beeinflussen können. Diese epigenetischen Veränderungen, die durch Lebensstil und äußere Einflüsse geprägt sind, bieten wertvolle Perspektiven darauf, wie Cannabiskonsum über biologische Pfade die psychische Gesundheit beeinflussen kann.“

Die Studie zeigt somit, dass Cannabiskonsum bei Menschen, die bereits eine Psychose erlebt haben, das Erbgut anders verändert als bei Menschen, die noch keine Psychose erlebt haben. Dies deutet darauf hin, dass DNA-Bluttests möglicherweise dabei helfen könnten, gefährdete Cannabiskonsumenten zu identifizieren, die ein höheres Risiko haben, eine Psychose zu entwickeln.

Molecular Psychiatry, doi: 10.1038/s41380-024-02689-0

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