Robert Klatt
Kinder, die im Mutterleib der Droge Cannabis ausgesetzt waren, sind aggressiver, haben eine schlechtere Impulskontrolle und können sich schlechter konzentrieren.
Columbus (U.S.A.). In vielen Bundesstaaten der U.S.A. ist Cannabis bereits seit mehreren Jahren legalisiert. Viele Menschen, darunter auch werdende Mütter, konsumieren die Droge deshalb zum Abbau von Stress und Ängsten. Eine Studie der Icahn School of Medicine und der City University of New York zeigte kürzlich, dass das Kind dadurch anfälliger für Aggressionen, Angstzustände, Hyperaktivität und Stress werden kann.
Forscher des Nationwide Children’s Hospital haben nun erneut untersucht, ob und wie Cannabiskonsum während der Schwangerschaft sich auf das Baby auswirkt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin JAMA Pediatrics haben sie dabei entdeckt, dass die Exposition mit Cannabis vor der Geburt die Entwicklung von Kindern stören kann.
„Obwohl Cannabis ein Naturprodukt ist, gibt es dennoch viele Risiken, es während der Schwangerschaft zu konsumieren. Einige Frauen wenden sich möglicherweise Cannabis zu, um mit häufigen Beschwerden der Schwangerschaft wie Übelkeit, Schlafproblemen und Stress umzugehen. Das wird jedoch nicht empfohlen. Eine Beratung bei einem Gesundheitsdienstleister, um sicherere Optionen zur Bewältigung dieser Beschwerden während der Schwangerschaft zu finden, ist wichtig.“
Um die Auswirkungen des Cannabiskonsums während der Schwangerschaft zu untersuchen, haben die Wissenschaftler mehrere Bewertungsmethoden genutzt, darunter Befragungen von Eltern über das typische Verhalten ihrer Kinder und die Messung von Fähigkeiten in Bezug auf Impulskontrolle, Konzentration, Problemlösungen und Emotionsbewältigung bei Vorschulkindern.
Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die im Mutterleib der Droge ausgesetzt waren, größere Schwierigkeiten hatten, ihre Impulse zu kontrollieren, sich zu konzentrieren und zu planen, und dass sie aggressiver waren, als die Forscher ihr Verhalten in einer Laborumgebung beim Spielen beobachteten. Laut den Wissenschaftlern handelt es sich dabei um Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die für den schulischen Erfolg und gesunde soziale Interaktionen der Kinder essenziell sind.
„Unsere Ergebnisse waren nicht überraschend – sie bestätigen und erweitern tatsächlich langjährige Erkenntnisse aus früheren Forschungen. Mit unserer zeitgemäßeren und vielfältigeren Stichprobe von Frauen und Kindern sowie der deutlich höheren Potenz von Cannabis im Vergleich zu früheren Jahrzehnten bestätigt diese Studie frühere Forschungen und unterstützt bestehende klinische Empfehlungen für Patientinnen.“
JAMA Pediatrics, doi: 10.1001/jamapediatrics.2024.4352