D. Lenz
Die Kombination aus Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinal (THC) kann die Überlebenszeit von Patienten mit aggressiven Hirntumoren deutlich verlängern – eine unbezahlbare medizinische Erkenntnis für alle Betroffenen.
Carlsbad (Kanada). Rezidivierende Glioblastoma multiforme (GBM) sind aggressive Tumore, bei denen Patienten nur geringe Überlebenschancen haben und in denen die meisten Betroffenen innerhalb des erstens Jahres nach der Diagnose versterben. Die Gliome entstehen aus sogenannten Gliazellen, dem Nähr- und Stützgewebe der Nervenzellen. Diese werden meist im Gehirn, in manchen Fällen aber auch im Rückenmark diagnostiziert. Glioblastoma multiforme ist mit Abstand die häufigste Gliom-Art und zählt zu den häufigsten und aggressivsten primären Gehirntumoren. Das erste Jahr überleben lediglich 28,4 Prozent der Patienten und nur 3,4 Prozent der Betroffenen leben bis zum fünften Jahr.
Bisher werden Glioblastoma multiforme möglichst radikal behandelt – sofern dies durch die Position des Tumors möglich ist. Im ersten Schritt wird das betroffene Gewebe entfernt und die Tumorregion anschließend bestrahlt, um eventuelle Restzellen des Tumors abzutöten. Zeitgleich erhält der Patient eine Chemotherapie mit Temozolomid, einem intravenösen alkylierenden Zytostatikum. Leider sind die Überlebenschancen trotz der Operation nicht sehr hoch.
CBD und THC sind Begriffe, die mittlerweile sehr bekannt und verbreitet sind. CBD ist in den letzten Jahren vor allem durch das sogenannte CBD Öl, einem Extrakt aus der Nutzpflanze Cannabis Sativa bekannt geworden. Es wirkt vor allem entkrampfend, entzündungshemmend, schmerzstillend und angstlösend. THC hingegen kennt man als psychoaktive Substanz der Hanf-Pflanze. Wie Forscher jetzt herausgefunden haben, kann die Kombination beider Substanzen die Überlebenszeit bei Patienten mit einem Glioblastoma multiforme signifikant verlängern.
In einer Studie mit Patienten mit rezidivierenden GBM, in der die Kontrollgruppe ein Placebo bekam und die andere Hälfte mit einer Kombination aus CBD und THC behandelt wurden, zeigte sich eine erheblich bessere Jahres-Überlebenschance der Probanden.
Von den Patienten, die mit CBD und THC behandelt wurden, überlebten 83 Prozent das erste Jahr. In der Kontrollgruppe waren es nur 53 Prozent. Durchschnittlich überlebten die behandelten Patienten 550 Tage, die Probanden ohne zusätzlicher CBD- und THC-Behandlung 369 Tage.
Obwohl die Behandlung im Allgemeinen gut verträglich war, brachen in beiden Gruppen jeweils zwei Patienten die Behandlung wegen unerwünschter Nebenwirkungen ab. Zu den Nebenwirkungen (auch bei der Placebo-Gruppe) zählte Erbrechen, Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen und Verstopfung.
„Die Ergebnisse aus dieser kontrollierten klinischen Studie deuten darauf hin, dass die zusätzliche Gabe einer Kombination von CBD und THC an Patienten unter dosisintensivem Temozolomid im Vergleich zu Placebo relevante Verbesserungen hinsichtlich des Überlebens produziert“, erklärt Studien-Leiterin Susan Kurz, Professorin für Klinische Onkologie und Neuro-Onkologie am Leeds-Institut für Krebs und Pathologie am St. James' s University Hospital. „Dies könnte eine einzigartige und möglicherweise synergistische Option für die zukünftige Gliom-Behandlung bieten.”