D. Lenz
Forscher finden einen Zusammenhang zwischen den für Alzheimer typischen Beta-Amyloid-Ablagerungen und Cholesterin.
Cambridge (Großbritannien). Forscher der Universität Cambridge haben herausgefunden, dass die für Alzheimer typischen Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn unter anderem durch die Wirkung von Cholesterin ausgelöst beziehungsweise deutlich verstärkt werden. In der Folge stellen sich die Wissenschaftler im Journal Nature Chemistry jetzt die Frage, ob und wie sich diese Reaktivität von Cholesterin verhindern lässt. Eine Antwort auf diese Frage könnte die Grundlage für einen neuen Therapieansatz sein.
Als Ursache für die Symptomatik der Alzheimererkrankung gilt heute die Bildung von Ablagerungen der Beta-Amyloid-Peptiden, die sich in den Gehirnen der Patienten in einem bisher nicht vollständig geklärten Prozess in Form von großen Molekülverbindungen anordnen, was zu einem Absterben von Nervenzellen führt. Einer Gruppe von Chemikern aus Cambridge ist es nun gelungen, einen Mechanismus zu beschreiben, der darlegt, dass es hier zumindest zum Teil die Cholesterin-Moleküle sind, die als Katalysatoren wirken und damit diesen Prozess der Aggregation (mit-) auslösen.
Beta-Amyloid-Moleküle sind als Abbauprodukte eines Proteins auch in jedem gesunden Gehirn vorhanden, jedoch kommt es hier nicht zu einer Zusammenkettung und damit zu keiner neuronalen Toxizität. Letztere entsteht erst durch die Beteiligung weiterer Stoffe und die Wissenschaftler aus Cambridge konnten im Reagenzglas das in den Membranen des Gehirns gespeicherte Cholesterin als einen dieser Akteure ausmachen. Dieses Cholesterin wirkt katalytisch - also verstärkend/beschleunigend - und die Agglomerations-Tendenzen der Beta-Amyloide waren etwa 20-fach erhöht. Entsprechend der Modellrechnung verkürzt sich durch diesen katalytischen Einfluss der Prozess einer Plaquebildung auf wenige Monate. Ohne Cholesterin vollziehe sich diese in einem Zeitraum von zehn bis 300 Jahren.
Die Vermutung, dass sich in den neuronalen Zellmembranen älterer Menschen unabhängig von den Ernährungsgewohnheiten höhere Cholesterin-Konzentrationen finden lassen, muss noch einer genaueren Überprüfung standhalten. Die Entdeckung der katalytischen Wirkung des Cholesterins kann aber zukünftig ein wichtiger Schlüssel für die Behandlung der Alzheimer-Erkrankung sein. Denn wenn es den Forschern gelingt, diese katalytische Wirkung zu blockieren, entstehen die pathologischen Plaques nur sehr langsam. Zumindest könnte man damit einen wesentlichen Faktor der Agglomeration von Proteinen und des dadurch ausgelösten Zelltodes unterbinden.