Robert Klatt
In reicheren Ländern leiden Erwachsene immer häufig bereits vor dem 50. Lebensjahr unter chronischen Erkrankungen. Im Mittel hat sich der Gesundheitszustand der Generation X gegenüber den früheren Baby-Boomern verschlechtert.
London (England). Wissenschaftler des University College London (UCL) erfassen im Rahmen der 1970 British Cohort Study Gesundheitsdaten von ursprünglich 17.196 Briten, die 1970 in derselben Aprilwoche geboren wurden. Die Probanden werden seitdem regelmäßig zu ihrem Gesundheitszustand befragt und untersucht. Zuletzt erfolgte dies im Zeitraum von 2016 bis 2018, als die Probanden der Generation X zwischen 46 und 48 Jahre alt waren. Dabei wurde auch der Blutdruck bestimmt und eine Blutprobe entnommen.
Ein Team um Dawid Gondek hat anhand der dabei gewonnenen Daten ermittelt, das mehr als ein Drittel der Probanden trotz ihres relativ geringen Alters bereits an mindestens einer chronischen Erkrankung leidet.
Laut der im Fachmagazin BMC Public Health veröffentlichten Studie weist rund ein Drittel (34 %) mehrere chronische Gesundheitsprobleme auf. Am häufigsten sind dies riskanter Alkoholkonsum (26 %), regelmäßige Rückenschmerzen (21 %), psychische Probleme (19 %), Bluthochdruck (16 %), Asthma oder Bronchitis (12 %) sowie Arthritis (8 %) und Diabetes (5 %).
Bei vielen Probanden treten mehrere chronische Gesundheitsprobleme gemeinsam auf. Zu den häufigen Kombinationen gehören Bluthochdruck und eine psychische Erkrankung (4 %), Asthma und eine psychische Erkrankung (3 %), Arthritis und eine psychische Erkrankung (2,5 %) sowie Diabetes und Bluthochdruck (2 %).
Die Studie liefert außerdem Indizien dafür, dass die Gründe für die späteren Gesundheitsprobleme bereits bei der Geburt und in der Kindheit entstanden. Besonders ein geringes Geburtsgewicht sowie niedrigere kognitive Fähigkeiten und Übergewicht im Alter von zehn Jahren sind demnach signifikant mit einer erhöhten Rate chronischen Erkrankungen vor dem 50. Lebensjahr verbunden.
Außerdem beeinflusst die soziale Herkunft der Eltern die spätere Gesundheit stark. Erwachsene aus den ärmsten Familien haben ein deutlich höheres Risiko (43 %) im mittleren Alter chronische Gesundheitsprobleme zu entwickeln als Personen aus den reichsten Familien. Mit Ende 40 liegt ihr Risiko für die Kombination von psychischen Erkrankungen und Arthritis 3,5-fach höher, das Risiko für die Kombination von psychischen Erkrankungen und Bluthochdruck ist 3-fach höher.
Insgesamt konstatieren die Autoren, dass der Gesundheitszustand der Generation X im Mittel schlechter ist als bei den früheren Baby-Boomern.
BMC Public Health, doi: 10.1186/s12889-021-11291-w