Robert Klatt
Eine Coronaerkrankung erhöht das Risiko für das chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS) stark. Die chronischen Erschöpfungszustände sind bei den meisten Patienten stark ausgeprägt und klar erkennbar.
Salt Lake City (U.S.A.). Die Spätfolgen einer Coronaerkrankung, bekannt auch als Long Covid oder Post Covid, umfassen unter anderem das Chronische Fatigue Syndrom (ME/CFS). Frauen leiden öfter unter diesen chronischen Erschöpfungszuständen als Männer. Wie oft die chronische Müdigkeit nach einer Infektion mit dem Coronavirus auftritt, konnte die Medizin bisher jedoch nicht beantworten.
Wissenschaftler des Bateman Horne Center haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, wie das CFS-Risiko durch eine Coronaerkrankung beeinflusst wird. Sie haben dazu mithilfe von Daten von 11.785 Menschen aus einer Studie der National Institutes of Health (NIH) analysiert, wie viele Erwachsene nach einer Coronaerkrankung chronische Erschöpfungszustände entwickeln und wie ausgeprägt diese sind. Als Kontrollgruppe dienten 1.439 Menschen, die sich nicht mit dem Coronavirus infiziert hatten. Menschen, die so stark an Covid-19 erkrankt waren, dass eine stationäre Behandlung im Krankenhaus notwendig war, wurden nicht in die Studie miteinbezogen.
Laut der Publikation im Fachmagazin Journal of General Internal Medicine entwickeln 4,5 Prozent aller Menschen nach einer Coronaerkrankung chronische Erschöpfungszustände. In der Kontrollgruppe war der Anteil deutlich geringer (0,6 %). Die Studie belegt somit, dass eine Coronainfektion das Risiko für chronische Erschöpfungszustände deutlich erhöht und wieso aktuell etwa 15-mal mehr Menschen wegen CFS behandelt werden als vor der Covid-19-Pandemie.
„Diese Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit für Gesundheitsdienstleister, ME/CFS als diagnostizierbare und behandelbare Erkrankung im Zuge von Covid-19 zu erkennen. Eine frühzeitige Diagnose und das richtige Management können Leben verändern.“
Die Studie zeigt zudem, dass die Erschöpfungszustände bei den meisten CFS-Patienten stark ausgeprägt und klar erkennbar sind. Bei den meisten Patienten treten diese gemeinsam mit anderen Long-Covid-Symptomen auf (90 %).
„Dies könnte darauf hinweisen, dass ME/CFS nach Covid-19 eine schwer erkrankte Untergruppe von Long Covid darstellt.“
Journal of General Internal Medicine, doi: