Robert Klatt
Die Ausbreitung des Coronavirus könnte in Afrika Maßnahmen gegen Malaria einschränken. Im schlimmsten Szenario würde dies die Todesfälle auf 769.000 Menschen verdoppeln.
Genf (Schweiz). Laut dem World Malaria Report 2019 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab es im Jahr 2018 global etwa 228 Millionen Infektionen mit Malaria und etwa 405.000 Todesfälle. 90 Prozent davon entfallen laut auf Regionen in Afrika südlich der Sahara. Außerdem sind Gebiete in den Tropen und Subtropen von der Krankheit, die auch als Sumpffieber und Wechselfieber bezeichnet wird und durch einen Stich der weiblichen Stechmücke (Moskito) verbreitet wird, stark von Malaria betroffen.
Neue Modellrechnungen der WHO zeigen nun, dass die Todesfälle durch Malaria sich südlich der Sahara in diesem Jahr verdoppeln könnten. Die Berechnung basiert auf neun möglichen Szenarien und der Situation in 41 Ländern. Sollte das schlimmste der modellierten Szenarien eintreten, würden laut einer auf dem Welt-Malaria-Tag (25. April) der WHO ausgesprochenen Warnung bis zu 769.000 Menschen im laufenden Jahr an Malaria sterben. Dies wäre die höchste Todesrate der Infektionskrankheit seit 20 Jahren.
Ursächlich für den möglicherweise auftretenden Anstieg ist laut den Wissenschaftlern die Corona-Pandemie, die in den betroffenen Ländern dazu führen könnte, dass aufgrund von Quarantänemaßnahmen Medikamente gegen Malaria und Moskitonetze nicht ausreichend verteilt werden könnten. Der laut den Modellrechnungen schlimmste Fall würde eintreten, wenn aufgrund von Corona-Maßnahmen die Verteilung von mit Insektiziden behandelten Netzen vollständig eingestellt werden würde und die Versorgung mit Medikamenten um 75 Prozent zurückgehen würde.
Derzeit liegen laut Daten der WHO in der Region südlich der Sahara nur wenige bestätigte Infektionen mit Coronavirus vor, die seit einigen Wochen aber stark ansteigen. Die Wissenschaftler erklären deshalb, dass die betroffenen Länder nur noch ein kurzes Zeitfenster besitzen, um die Versorgung der Bevölkerung mit Insektenschutznetzen und Medikamenten sicherzustellen, bevor dies durch die rapide steigenden Corona-Infektionen erschwert wird.
Handlungsempfehlungen der WHO sehen unter anderem vor, dass präventive Behandlungen für schwangere Frauen und Kinder aufrechterhalten werden. Außerdem sind schnelle Testverfahren weiterhin von hoher Bedeutung, um zu verhindern, dass milde Malaria-Fälle nicht erkannt werden und so starke Krankheitsverläufe bis zum Tod verursachen.