Robert Klatt
Psychische Erkrankungen treten nach einer Covid-19-Diagnose vermehrt auf. Bei geimpften Menschen ist das Risiko für Depressionen, Angststörungen und Co. nach Covid-19 jedoch geringer.
Bristol (England). Laut unterschiedlichen Studien kommt es bei Menschen nach Covid-19 überdurchschnittlich oft zu einer psychischen Erkrankung. Wissenschaftler der University of Bristol haben nun analysiert, ob eine Covid-19-Impfung diesen Zusammenhang beeinflusst. Sie haben dazu die Häufigkeit psychischer Erkrankungen, darunter Depressionen, Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Essstörungen, Abhängigkeitserkrankungen und Selbstverletzung, vor und nach einer Covid-19-Diagnose bei geimpften und ungeimpften Menschen verglichen.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin JAMA Psychiatry basiert die Studie auf Gesundheitsdaten von 18 Millionen Menschen, von denen 1.012.335 eine Covid-19-Diagnose hatten. Außerdem haben die Forscher eine separate Analyse mit 14.035.286 geimpften Menschen, von denen 866.469 eine Covid-19-Diagnose hatten, erstellt und eine weitere Analyse mit 3.242.215 ungeimpften Menschen, von denen 149.745 eine Covid-19-Diagnose hatten.
Die umfassenden Daten zeigen, dass die Häufigkeit von psychischen Erkrankungen ein bis vier Wochen nach der Covid-19-Diagnose signifikant höher war, besonders nach schweren Verläufen mit einer stationären Behandlung. Laut den Daten ist das Risiko für eine psychische Erkrankung nach Covid-19 jedoch bei ungeimpften Personen deutlich höher als bei geimpften Personen.
Ein Beispiel dafür ist die Häufigkeit von Depressionen. Diese ist bei nicht-hospitalisiertem Covid-19-Patienten höher als bei Menschen ohne Covid-19 (1,22), jedoch nicht annähernd so stark erhöht wie bei hospitalisiertem Covid-19-Patienten (16,3). Die Studie belegt somit, dass eine schwere Covid-19-Erkrankung das Risiko für psychische Erkrankungen ebenfalls erhöht. Zudem schlussfolgern die Forscher, dass die Covid-19-Impfungen nicht nur das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf reduzieren, sondern auch einen schützenden Effekt vor psychischen Erkrankungen haben.
„Unsere Ergebnisse haben bedeutende Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und die psychische Gesundheitsversorgung. Schwere psychische Erkrankungen gehen oft mit einem erhöhten Bedarf an medizinischer Betreuung und langfristigen negativen Folgen einher.“
JAMA Psychiatry, doi: 10.1001/jamapsychiatry.2024.2339