Robert Klatt
Die Maskenpflicht, während der Covid-19-Pandemie, hat Kinder laut einer umfassenden Metastudie nicht vor Infektionen geschützt.
Alameda (U.S.A.). In vielen Ländern bestand während der Covid-19-Pandemie in öffentlichen Einrichtungen auch für Kinder eine Maskenpflicht. Laut unterschiedlichen Untersuchungen, darunter unter anderem eine Studie der Arizona State University (ASU), haben die Masken Infektionen mit dem Virus signifikant reduziert. Eine nun veröffentlichte Metastudie kam hingegen zum eindeutigen Ergebnis, dass Gesichtsmasken Kinder nicht vor Covid-19 geschützt haben.
Laut der Publikation im Fachmagazin Archives of Disease in Childhood haben die Forscher alle bis zum Februar 2023 erschienenen Studien zur Maskenpflicht bei Kindern untersucht. Von den rund 600 Studien entsprachen lediglich 22 Studien den Mindeststandards, die eingehalten werden müssen, um eine mögliche Schutzwirkung der Masken untersuchen zu können. Diese Studien haben die Forscher um die Mikrobiologin Johanna Sandlund systematisch analysiert.
Zur gründlichen Überprüfung der Studien wurden zwei unabhängige Experten hinzugezogen. Bei Meinungsverschiedenheiten schlichtete ein dritter Gutachter, um ein transparentes und fundiertes Ergebnis zu gewährleisten. Ein Großteil der Beobachtungsstudien (73 %) ergab, dass die Maskenpflicht bei Kindern keinen Einfluss auf die Infektionsrate hatte.
Zudem wurde ein Teil der Studien (27 %), laut denen ein solcher Zusammenhang existiert, aufgrund von Fehlern als unzuverlässig eingestuft. Laut den Autoren der Metaanalyse zeigten sie ein kritisches oder ernsthaftes Risiko einer Verzerrung, weil wichtige Variablen wie unterschiedliche Schultage oder Gruppengrößen zwischen maskierten und nicht maskierten Gruppen nicht korrekt berücksichtigt wurden. Letztlich fanden sie keine Hinweise darauf, dass das Tragen von Masken durch Kinder zum eigenen Schutz oder dem ihrer Umgebung gegen Covid-19 effektiv war.
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kindermaskenpflichten einer grundlegenden Risiko-Nutzen-Analyse nicht gerecht werden. Die Empfehlung, Kinder zu maskieren, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern, wird durch aktuelle wissenschaftliche Daten nicht gestützt.“
Schon bei ihrer Einführung war die Maskenpflicht für Kinder eine der am stärksten umstrittenen Maßnahmen. Neben dem infrage gestellten Nutzen wurden auch mögliche psychische und physische Beeinträchtigungen wie Entwicklungsstörungen, eingeschränkte Kommunikation, Atemprobleme und Hautirritationen intensiv diskutiert.
Dies zeigt, dass bei der Einführung neuer Maßnahmen mit unklarem Nutzen, aber potenziellen oder bekannten Risiken, insbesondere bei Kindern, Vorsicht geboten ist. Laut den Autoren sollten medizinische Maßnahmen nur dann empfohlen, wenn sichergestellt ist, dass sie keinen Schaden verursachen.
„Die Beweislast dafür, dass ein solcher Eingriff sowohl sicher als auch nützlich ist, liegt in der Verantwortung der Person, Institution oder Stelle, die diese durchführt und empfiehlt.“
Die Studienergebnisse zeigen somit, dass pandemiebezogene Empfehlungen solide Daten aus der Wissenschaft benötigen. Diese sollten Risiko-Nutzen-Analysen beinhalten und idealerweise klar definierte langfristige Ziele verfolgen.
Archives of Disease in Childhood, doi: 10.1136/archdischild-2023-326215