D. Lenz
Wer täglich im Büro am Schreibtisch sitz, der kennt die Probleme: Regelmäßige Schulter-, Nacken- oder Rückenschmerzen. Forscher raten nach Auswertung ihrer aktuellen Studie dazu, im Büro regelmäßig zwischen dem Sitzen und Stehen zu wechseln.
Texas (U.S.A.). Obwohl die meisten Menschen wissen, wie wichtig Ergonomie am Arbeitsplatz ist, ignorieren sie dies häufig. So ist es kaum verwunderlich, dass Rückenschmerzen bzw. Nacken- oder Schulterschmerzen in Deutschland der häufigste Grund für einen Arztbesuch sind. Der wirtschaftliche Schaden durch falsches Sitzen am Arbeitsplatz belief sich im Jahr 2016 auf rund 49 Milliarden Euro – Kosten, die durch einen ergonomischen Bürostuhl, einem höhenverstellbaren Schreibtisch, einen flexiblen Monitor sowie einem gesunden Mix aus Sitzen und Stehen zum Großteil eingespart werden könnten.
In Deutschland arbeiten etwa 17 Millionen Menschen im Büro am Schreibtisch. Die meisten von ihnen sitzen die größte Zeit des Tages. Ärzte warnen schon lange, dass zu langes sitzen, vor allem auf einem einfachen, nicht ergonomischen Bürostuhl auf lange Sicht schädlich ist.
So haben Studien gezeigt, dass dauerhaftes ruhiges Sitzen zur Gewichtszunahme beiträgt, das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen erhöht, den Bewegungsapparat schadet und die Beinvenen belastet. Die Folgen sind nicht nur Schmerzen im Nacken-, Rücken- oder Schulterbereich, das Sitzen hat zudem zur Folge, dass Muskeln verkümmern und sich die allgemeine Körperhaltung verschlechtert. Zudem kann falsches Sitzen durch eine einseitige Belastung zur Entstehung von Bandscheibenproblemen beitragen.
Um den Schmerzen entgegen zu wirken, haben einige Menschen sich dazu entschlossen an Stehpulten zu arbeiten. Mediziner warnen aber: Wer die ganze Zeit im Stehen arbeitet, strapaziert dadurch seine Beinvenen und kann seine Muskulatur überlasten. Aus diesem Grund raten Forscher und Mediziner zu einem gesunden Mittelweg. So empfehlen sie einen Arbeitsplatz, der es erlaubt beliebig oft am Tag zwischen Sitzen und Stehen zu wechseln. Dafür eignet sich zum einen ein ergonomischer Bürostuhl sowie ein höhenverstellbarer Bürotisch. „Im Stehen sind andere Muskeln und insgesamt mehr Muskeln gefordert als beim Sitzen. Deshalb entlastet und fordert der Stellungswechsel die Muskulatur zugleich“, erklärt die Sportwissenschaftlerin Carolin Heilmann.
So konnten Forscher aus den USA anhand einiger Studien belegen, dass abwechselndes Sitzen und Stehen nicht nur der Gesundheit zu Gute kommt, sondern sich auch positiv auf die Arbeitsleistung auswirkt. So nahm bei Probanden der Studie das Arbeitsgedächtnis sowie andere geistige Fähigkeiten innerhalb eines halben Jahres signifikant zu. Die Probanden berichteten nach der Studie, dass sie mehr Energie hätten und insgesamt auch wacher durch den Wechsel zwischen Sitzen und Stehen waren. Ganze 96 Prozent der Studienteilnehmer wollten zukünftig auch weiter abwechselnd sitzend und stehend arbeiten.
Aber der Wechsel zwischen Sitzen und Stehen im Büro hat auch direkte und messbare Auswirkungen auf die Gesundheit der Probanden gehabt. So konnte bei den übergewichtigen Teilnehmern der Studie, die bei einem achtstündigen Arbeitstag insgesamt zweieinhalb Stunden standen, ein um fünf mmHg niedriger Blutdruck gemessen werden. Andere Studienteilnehmer haben nach nur acht Wochen bessere Cholesterinwerte. Bei nur 73 Minuten Stehzeit, sank der Wert um 0,40 mmol/L.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Mitarbeiter bei gewissen Tätigkeiten im Stehen produktiver sind. Werden beispielsweise Meetings im Stehen abgehalten, so verkürzt sich die Dauer der Meetings um durchschnittlich ein Drittel der Zeit. Dies liegt daran, dass längeres Stehen anstrengend ist. Dadurch kommen die Mitarbeiter schneller zum Punkt. Zudem lässt es sich im Stehen besser bewegen und gestikulieren, was dazu führt, dass die Mitarbeiter wacher und aufmerksamer sind.
Gesundes Arbeiten muss nicht teuer und kompliziert sein. Die richtige Büroeinrichtung und ein paar kleine Änderungen im Arbeitsalltag sorgen bereits für einen signifikant besseren Gesundheitszustand der Mitarbeiter – bei denen sich zudem die Produktivität erhöht.