Robert Klatt
Ärzte und Kliniken erhalten oft Zuwendungen der Pharmaindustrie. Eine Studie hat nun untersucht, ob dies die Medikamentenwahl beeinflusst.
New York City (U.S.A.). Viele Menschen sind überzeugt davon, dass Zuwendungen der Pharmaindustrie an Ärzte und Kliniken die Medikamentenwahl beeinflussen. Forscher des Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSKCC) um Aaron Mitchell haben nun am Beispiel von vier Krebsmedikamente untersucht, ob dies tatsächlich zutrifft.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin The BMJ haben die Autoren dazu die die finanzielle Unterstützung, die amerikanische Onkologen erhielten, in Beziehung zur späteren Verschreibung von vier Medikamenten der Unternehmen gesetzt. Es handelte sich dabei um Medikamente, die medizinische Fachgesellschaften aufgrund von negativen Ergebnissen in klinischen Studien nicht länger empfehlen oder für die preiswertere Alternativen existieren.
Die erste Kategorie umfasst das Osteoporosemittel Denosumab sowie den Wachstumsfaktor GCSF. Aktuell raten Fachgesellschaften von der Nutzung von Denosumab zur Behandlung von Knochenabbau im Kontext der Hormonablation bei Männern mit Prostatakrebs ab. Ebenso wird der Einsatz von GCSF zur Vorbeugung von Neutropenie nach einer Chemotherapie von Experten nicht empfohlen, obwohl dessen Verschreibung in diesem Zusammenhang gesetzlich erlaubt ist.
Die zweite Kategorie beinhaltet Nab-Paclitaxel und eine Auswahl an Originalpräparaten, für die es preisgünstigere Alternativen gibt, wie Paclitaxel, welches ähnliche Ergebnisse liefert.
Um eine Übersicht über die finanziellen und sachlichen Zuwendungen zu erhalten, haben die Autoren die Open Payments-Datenbank verwendet. Ärzte, die in den U.S.A. von Herstellern Zuwendungen erhalten, sind gesetzlich dazu verpflichtet, diese zu melden.
Die Medikamentenwahl der Mediziner konnten die Autoren mithilfe von Abrechnungsinformationen des Medicare-Programms nachvollziehen, welches ältere Menschen bei ihren Medikamentenkosten unterstützt und ebenfalls die Namen der verordnenden Ärzte auflistet.
Die Daten zeigen, dass bei 49,5 Prozent der hormonsensitiven Prostatakrebspatienten Denosumab verschrieben wurde, sofern ihre Ärzte innerhalb der letzten 180 Tage Geld erhalten hatten. Im Vergleich dazu bekamen nur 31,4 Prozent der Patienten, deren Ärzte keine solchen Zuwendungen erhielten, Denosumab verordnet.
Ebenfalls ließ sich feststellen, dass GCSF (32,1 % gegenüber 26,6 %) und Nab-Paclitaxel (15,1 % gegenüber 7,3 %) vermehrt von Ärzten mit finanziellen Unterstützungen verschrieben wurden. Originalmedikamente (83,5 %) hingegen wurden weniger häufig verordnet als Generika (88,3 %). Es wird somit deutlich, dass finanzielle Zuwendungen der Pharmaunternehmen die Auswahl der Medikamente stark beeinflussen.