Robert Klatt
In den U.S.A. hat die Anzahl der suizidalen Cannabiskonsumfälle seit der Legalisierung der Droge stark zugenommen.
Vancouver (U.S.A.). In den U.S.A. hat laut einer Studie der Washington State University (WSU) seit der Legalisierung von Cannabis die Anzahl der Menschen, die sich mit der Droge des Leben nehmen wollen, stark zugenommen. Laut der Publikation im Fachmagazin JAMA Network Open sind die suizidalen Cannabiskonsumfälle in den vergangenen zwölf Jahren im Mittel um jährlich 17 Prozent gestiegen.
Bei einem Großteil der untersuchten Suizidversuche (92 %) wurden neben Cannabis auch andere Substanzen konsumiert, was eine direkte Kausalität zwischen Cannabisgebrauch und Suizidversuchen nicht schlüssig belegt. Dennoch sind die Studienergebnisse laut Tracy Klein Anlass zur Besorgnis, insbesondere da die Zunahme während und nach der Pandemie bei Kindern und Frauen stärker ausgeprägt war.
„Diese Studie trägt zu der bereits umfangreichen Evidenz bei, dass der Cannabiskonsum, insbesondere bei jüngeren Menschen, erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat. Wir haben keine Belege dafür, dass Cannabis allein der Hauptauslöser für einen Suizidversuch war, jedoch wissen wir, dass Cannabis bestimmte psychische Erkrankungen verschlimmern und die Impulsivität steigern kann.“
Im Zeitraum von 2009 bis 2021 wurden in US-amerikanischen Vergiftungszentren insgesamt 18.698 Fälle von absichtlicher Cannabiskonsum mit Suizidverdacht gemeldet. In 9,6 Prozent dieser Fälle resultierte der Vorfall in Tod oder dauerhaften Beeinträchtigungen.
Der Großteil der Suizidversuche, bei denen Cannabis involviert war, ging auf das Konto von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ältere Menschen griffen seltener zu Cannabis als Suizidmittel, jedoch führten 19,4 Prozent der Fälle in dieser Altersgruppe zu tödlichen oder dauerhaften gesundheitlichen Schäden.
Es ist bekannt, dass versehentliche Cannabisvergiftungen seit der Legalisierung von Cannabis in vielen Bundesstaaten zugenommen haben. Einige Maßnahmen können dazu beitragen, solche unbeabsichtigten Fälle zu verhindern, beispielsweise durch Verpackungsrichtlinien, um essbare Cannabisprodukte nicht mit Süßigkeiten zu verwechseln. Wie eine Studie aus Kanada zeigt, haben Cannabisvergiftungen bei Kindern ebenfalls deutlich zugenommen, weil diese Cannabisprodukte mit normalen Lebensmitteln verwechseln.
Absichtliche Vergiftungen durch Cannabis hingegen wurden bisher weniger erforscht. Dies ist einer der Gründe, warum die Wissenschaftler diese Analyse durchführten. Ihre Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, verstärkt psychische Gesundheitsdienste anzubieten.
„In den Vereinigten Staaten besteht ein erheblicher Mangel an Anbietern von psychischer Gesundheitsversorgung und primärmedizinischer Versorgung. Wir wissen, dass sich die Bedürfnisse im Bereich der psychischen Gesundheit während der COVID-19-Notlage nicht nur verändert haben, sondern sogar noch drängender geworden sind. Cannabis ist ein Teil dieses Problems.“
Andere Studien haben gezeigt, dass der Cannabiskonsum bei Jugendlichen mit Depressionen und Ängsten in Verbindung gebracht wird und möglicherweise auch die Gehirnentwicklung beeinträchtigt. Jüngste Untersuchungen deuten zudem auf einen Zusammenhang zwischen suizidalen Gedanken und Cannabiskonsum bei jungen Menschen hin. Laut Janessa Graves ist es angesichts dieser Erkenntnisse besonders wichtig, den Zugang von Jugendlichen zu Cannabis einzuschränken.
„Kinder und Jugendliche sollten nicht in der Lage sein, Cannabis zu erwerben oder darauf zuzugreifen. Darüber hinaus müssen wir Kinder und Eltern über die Risiken von Cannabis aufklären. Viele Menschen sind sich wahrscheinlich nicht bewusst, welche Auswirkungen Cannabis auf die Gehirnentwicklung sowie auf das Verhalten und die psychische Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben kann.“
JAMA Network Open, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.9044