Robert Klatt
Die Übersterblichkeit im November 2020 lag in Deutschland bei 11 Prozent. In einigen Regionen wurden aber auch 55 Prozent verzeichnet. Die Hauptgründe dafür sind die Covid-19-Pandemie und die Änderung der Altersstruktur.
Wiesbaden (Deutschland). Laut einer Sonderveröffentlichung des Statistischen Bundesamts (Destatis) sind im November 2020 in Deutschland mindestens 84.489 Menschen gestorben. Dies sind im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 2016 bis 2019 8.168 Menschen beziehungsweise 11 Prozent mehr. Zuletzt wurde die Grenze von 80.000 Todesfällen in Deutschland im November 1974 mit 81.006 Verstorbenen gebrochen.
Die Differenz der Sterbefallzahlen zum Mittelwert nahm über die Novemberwochen hinweg zu. In der letzten Woche des Monats (48. Kalenderwoche vom 23. bis zum 29. November) starben mindestens 20.699 Menschen in Deutschland. Dies entspricht einer Übersterblichkeit von 2.525 Fällen (14 %).
Parallel zum Anstieg der Todesfälle nahm laut Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) auch die Anzahl der Todesfälle von Personen zu, die zuvor laborbestätigt an Covid-19 erkrankt waren. Gemeldet wurden in der 48. Kalenderwoche 2.579 Covid-19-Todesfälle. Dies ist eine Steigerung von 639 Fällen im Vergleich zur Vorwoche.
Inzwischen sind die Covid-19-Todesfälle deutlich höher. Am Dienstag (29.12.2020) starben erstmals mit 1.129 Todesfällen mehr als 1.000 Menschen in Deutschland an Covid-19.
Die meisten der überdurchschnittlich vielen Sterbefälle im November 2020 traten in der Altersgruppe ab 80 Jahren auf. Hier gab eine Zunahme von 19 Prozent. Todesfälle bei Personen unter 80 Jahren blieben hingegen fast auf dem Niveau der Vorjahre. Die Zahlen des RKI bestätigen damit, dass Covid-19-Todesfälle fast ausschließlich bei Menschen ab 80 Jahren auftreten.
Ein weiterer Grund für die Zunahme der Todesfälle neben Covid-19 ist die veränderte Altersstruktur. Von 2015 bis 2019 nahm die Anzahl der Menschen ab 80 Jahren in Deutschland von 4,7 auf 5,7 Millionen zu. Es ist deshalb davon auszugehen, dass auch ohne Covid-19 die Todesfälle durch das höhere Durchschnittsalter gestiegen wären.
Andererseits zeigte eine Studie kürzlich, dass die Schutzmaßnahmen vor Covid-19 Todesfälle, die eigentlich durch andere Krankheiten wie die jährliche Grippewelle auftreten wurden, teilweise verhindern.
Die höchste Übersterblichkeit im Übersuchungszeitraum gab es in Sachsen. Bezogen auf die Monatsdifferenz der vier Jahre gab es im November 1.708 mehr Todesfälle (39 %). Betrachtet man lediglich die letzte Novemberwoche lag die Übersterblichkeit sogar bei 586 Fällen (55 %).
Die Übersterblichkeit korreliert damit mit den Hotspots der Covid-19-Pandemie, die vor allen in Sachsen zu finden sind. In den übrigen Bundesländern lag die Übersterblichkeit mit maximal 14 Prozent (Brandenburg) deutlich niedriger.
Übersterblichkeit auch in anderen Ländern
Laut Daten des EuroMOMO, einem Netzwerk zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen, gab es in der letzten Novemberwoche außerdem in der Schweiz und Slowenien eine außergewöhnlich hohe Übersterblichkeit („extraordinary high excess“). Eine hohe („high excess“) oder sehr hohe („very high excess“) wurde in Belgien, Griechenland, Italien und Österreich dokumentiert. Die übrigen beobachteten europäischen Länder hatten in der letzten Novemberwoche laut von EuroMOMO lediglich eine mäßige („moderate excess“) Übersterblichkeit.