D. Lenz
Menschen, die am Chronischen Erschöpfungssyndrom erkrankt sind, leiden unter körperlichen wie auch geistigen Symptomen wie: Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Die ärztliche Anamnese bezeichnet die Problematik der richtigen Diagnose. Jetzt ist es amerikanischen Wissenschaftlern gelungen, das Krankheitsbild mit gleich drei eindeutigen Veränderungen im Gehirn zu lokalisieren.
Stanford (U.S.A.). Bislang war es äußerst schwierig die Krankheit CFS (Chronic Fatigue Syndrome - Chronisches Erschöpfungssyndrom) zu attestieren. Während in Deutschland 300.000 Fälle dieser Erkrankung dokumentiert sind, liegt die Anzahl der weltweiten Erkrankungen bei etwa 15 Millionen Menschen. Die CFS-Patienten leiden unter vielfältigen, schwer zu diagnostizierenden Symptomen, deren Auswirkungen mit starker Erschöpfung wie auch Schmerzen verbunden sind. Ein eindeutiger Nachweis dieser Erkrankung war bislang sehr schwierig, so der Autor Jose Montoya von der Stanford University. Das Dossier, das eine neue Diagnosemöglichkeit beschreibt, wurde inzwischen in der Fachpublikation “Radiology“ veröffentlicht. Darin dokumentieren Montoya und sein Kollege Michael Zeineh ihre wissenschaftliche Arbeit.
In einer Studie, an der sich 15 CFS-Patienten beteiligten, wurden mehrere Diagnoseverfahren des Gehirns vorgenommen, darunter die Methode der Diffusions-Tensor-Bildgebung. In der Durchführung basiert diese Methodik auf der Magnetresonanztomografie, ermöglicht aber eine noch genauere Identifikation bestimmter Nerven. Durch diese Aufnahmen ist es möglich einen Gehirnbereich darzustellen - auch die weiße Substanz genannt. Anhand von Aufnahmen gleichaltriger, nicht erkrankter Menschen war es nun möglich, Gehirnveränderungen festzustellen. Bei genauen Untersuchungen zeigten sich je nach Erkrankungsgrad starke Veränderungen bei gleich mehreren Bereichen: Die weiße Substanz war im Gegensatz zu der bei gesunden Patienten deutlich verringert. Entzündungsprozesse könnten hierfür schuld sein. Auch die graue Substanz zeigte eine Veränderung gegenüber gesunden Gehirnen, hier war eine deutliche Schwellung festzustellen. Als dritte Auffälligkeit offenbarte sich eine Deformierung des bisher wenig bekannten Fasciculus arcuatus - ein Nerv zwischen den Gehirnbereichen Frontallappen und Scheitellappen der rechten Hirnhälfte. Daraus konnten die Ärzte resultieren: Je deutlicher die Veränderung dieses Bereichs fortgeschritten war, umso heftiger war auch der Grad der Erkrankung der untersuchten Personen. Das für seine Funktionen bekannte Gegenstück der linken Gehirnhälfte verbindet das Wernicke-Areal und das Broca-Zentrum. Schädigungen dieses Bereiches sind für Sprachstörungen verantwortlich, dies wird auch als Leitungsaphasie bezeichnet.
Die Krankheit Chronisches Erschöpfungssyndrom gilt bislang als unheilbar, daher ist die nun entdeckte Form der Diagnose als ein äußerst wichtiger Schritt zu verstehen. Die identifizierten Hirnbereiche können bei der künftigen Ursachenforschung wichtige Impulse liefern. Weiterhin kann der Krankheitsverlauf und der Schwierigkeitsgrad festgestellt werden und Therapieformen ermöglichen.