Robert Klatt
E-Zigaretten schädigen auch bei Liquids ohne Nikotin bereits nach kurzer Zeit die Endothelzellen der Blutgefäße und begünstigen so Schlaganfälle und Herzinfarkte.
Philadelphia (U.S.A.). Beim Rauchen von E-Zigaretten wird anstatt Tabak zu verbrennen lediglich eine Flüssigkeit verdampft. E-Zigaretten gelten aus diesem Grund als weniger schädlich als herkömmliche Zigaretten, lösen aber sehr wahrscheinlich auch Krebs aus und schädigen das Herz und die Blutgefäße. Laut bisher veröffentlichten Studien sind dafür vor allem die in den Liquids enthaltenen Zusatzstoffe verantwortlich, die neben verschiedenen Aromen häufig auch Nikotin enthalten.
Wissenschaftler der University of Pennsylvania haben nun im wissenschaftlichen Magazin Radiology eine Studie publiziert, laut deren Ergebnissen auch Liquids ohne Nikotinzugabe die Blutgefäße nach kurzer Nutzungsdauer schädigen.
Um die Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Blutgefäße zu untersuchen, habt die Forschungsgruppe rund um Alessandra Caporale mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) die Oberschenkelarterie und Oberschenkelvene sowie die Aorta von 31 gesunden Nichtrauchern untersucht.
Dazu haben die Mediziner das Bein für eine kurze Zeit mir einer Manschette vom Blutfluss abgetrennt, um anschließend zu untersuchen wie schnell das Blut in die Adern zurückkehrte und wie sehr sich diese durch das Blut weiteten. Die Ergebnisse der flussvermittelten Dilatation (FMD) erlauben Rückschlüsse auf die Gesundheit der Adern und sonstigen Blutgefäße und sind Frühindikatoren für kardiovaskuläre Erkrankungen.
Im zweiten Abschnitt des Experiments mussten die Probanden 16 Mal für jeweils drei Sekunden an einer E-Zigarette ziehen, die ein Liquid ohne Nikotin enthielt. Nachdem Dampfen wurde die FMD erneut durchgeführt, um Veränderungen zum vorherigen Zustand der Blutgefäße zu untersuchen.
Obwohl die Probanden nur kurzfristig eine E-Zigarette genutzt hatten, zeigte die MRT-Untersuchung einen verringerten Blutfluss in der Oberschenkelarterie und eine geringere Weitung. Der Sauerstoffgehalt des lag im Durchschnitt um 20 Prozent niedriger als vor dem Dampfen, der FMD-Wert war sogar 34 Prozent geringer.
Laut den Autoren der Studie zeigt das Experiment eindeutig, dass Dampfen die Endothelzellen, die die Wände der Blutgefäße bilden, schon nach kurzer Nutzung einer E-Zigarette negativ beeinflussen. Langfristig können geschädigte Endothelzellen eine Verdickung der Arterienwände verursachen und damit einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen. Die Wissenschaftler konstatieren, dass „sich abgesehen von den bekannten schädlichen Effekten des Nikotins, Dampfen unmittelbar auf die vaskuläre Funktion des Körpers auswirkt.“
Die genaue Ursache dafür durch die Studie nicht untersucht, vermutlich ist aber das Liquid selbst harmlos und erst beim Verdampfen entstehen aus darin enthaltenen Moleküle wie Propylenglycol und Glycerol für die Endothelzellen schädliche Stoffe. Außerdem fügen die Wissenschaftler hinzu, dass ihr Experiment lediglich die Kurzzeitfolgen des Dampfens untersucht hat. Weitere Studien sollen nun zeigen, welche Folgen eine Langzeitnutzung von E-Zigaretten auf die Blutgefäße haben.
Radiology, doi: 10.1148/radiol.2019190562