Robert Klatt
Liquids für E-Zigaretten enthalten Inhaltsstoffe, die die Herzfrequenz verlangsamen können und die Erregungsleitung im Herzen beeinflussen. Im Extremfall kann es dadurch zum plötzlichen Herztod kommen.
Louisville (U.S.A.). Liquids für E-Zigaretten bestehen aus unterschiedlichen Trägerstoffen, die das Nikotin und die Aromen binden. Ob von diesen Substanzen gesundheitliche Risiken ausgehen, hat die Medizin bisher nur partiell untersucht. Eine Studie der Duke University School of Medicine zeigte etwa, dass in vielen Liquids die karzinogene Chemikalie Pulegon vorkommt. Inzwischen warnt deshalb auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor den Risiken von E-Zigaretten.
Wissenschaftler der Universität von Kentucky haben nun im Fachmagazin Nature Communications eine Studie publiziert, laut der unterschiedliche Inhaltsstoffe der Liquids von E-Zigaretten die Funktion des Herzens beeinflussen. Entdeckt haben die Forscher um Alex Carll vom Christina Lee Brown Envirome Institute dies bei Experimenten mit Mäusen.
Die problematischen Inhaltsstoffe können eine starke Verlangsamung der Herzfrequenz (Bradykardie) in Verbindung mit einer Erhöhung der Herzfrequenzvariabilität verursachen. Zustande kommen diese Effekte wahrscheinlich durch eine reversible Modulation des parasympathischen Nervensystems, die normalerweise keine gesundheitlichen Risiken verursacht.
Außerdem entdeckten die Wissenschaftler deutliche Hinweise darauf, dass die Liquids eine direkte Wirkung auf das Erregungsleitungssystem des Herzens haben. Laut den Autoren ist dies deutlich problematischer, weil dadurch Herzrhythmusstörungen verursacht werden kann.
Besonders pflanzliches Glycerin und Propylenglykol, die beiden am häufigsten verwendeten Trägerstoffe, verursachten bei den Tieren einen hochgradigem supraventrikulärer Block, der ebenfalls die mögliche Ursache für die Bradykardie sein kann.
Am gefährlichsten ist jedoch, dass die Liquids Störungen der Erregungsleitung in den Herzkammern auslösen können. Es kann dadurch im Extremfall zum plötzlichen Herztod kommen. In den Experimenten kam es bei den Mäusen jedoch zu keinen Todesfällen. Bei den männlichen Mäusen kam es jedoch durch Menthol-Aromen und Propylenglykol gehäuft zu ventrikulären Extrasystolen, die ein erster Hinweis für einen drohenden Herztod gelten.
Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-022-33203-1