Langzeitstudie

E-Zigaretten weniger schädlich als Tabak

Dennis L.

Eine der ersten Langzeitstudien kommt zu dem Ergebnis, dass E-Zigaretten weniger schädlich als klassische Glimmstängel sind. )kcotS ebodAvopoP yerdnA(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • E-Zigaretten sind weniger schädliche Alternative zu Tabakzigaretten
  • Langzeitfolgen für Herz, Gefäße und Lunge wohl weniger schädlich

Als eine der ersten Langzeitstudie zum Thema E-Zigaretten bzw. das Inhalieren von Liquids liefert Prof. Dr. Riccardo Polosa, Direktor des Instituts für Innere Medizin und Klinische Immunologie an der Universität von Catania in Italien neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen von E.-Zigaretten im Vergleich zu klassischen Tabakzigaretten.

Catania (Italien). Studien der Universität Mainz deuten darauf hin, dass etwa jeder achte Raucher bereits Erfahrung mit E-Zigaretten gemacht hat. Schätzungsweise 90 Prozent aller Nutzer von E-Zigaretten waren zuvor Tabakraucher. Im Gegensatz zu herkömmlichen Zigaretten wird bei E-Zigaretten ein Liquid verwendet, das durch eine Heizspule erhitzt und verdampft wird. Es bestehen signifikante Unterschiede hinsichtlich Temperatur und Nikotingehalt: Während die Glut von Tabakzigaretten bis zu 1.100 Grad erreicht, wird die Flüssigkeit in E-Zigaretten auf maximal 300 Grad erhitzt. Der Nikotingehalt in einer herkömmlichen Zigarette liegt bei etwa 0,8 mg, bei E-Zigaretten variiert dieser jedoch, da der Nutzer selbst entscheidet, ob er ein nikotinhaltiges oder nikotinfreies Liquid verwendet.

Obwohl es deutliche Unterschiede zwischen E-Zigaretten und herkömmlichen Zigaretten gibt, wird das gesundheitliche Risiko von E-Zigaretten von vielen Menschen als gleich oder sogar höher angesehen. Allerdings weist die bisherige Forschung darauf hin, dass E-Zigaretten bis zu 95 Prozent weniger schädlich sind als Tabakzigaretten. Aktuelle Risikobewertungen legen nahe, dass E-Zigaretten als Umstiegshilfe von Tabakzigaretten geeignet sind. Im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten enthalten die beim Dampfen freigesetzten Aerosole deutlich weniger krebserregende Substanzen. Dennoch sollte der Dampf von E-Zigaretten nicht als völlig unbedenklich betrachtet werden. Zwar setzt eine elektronische Zigarette insgesamt weniger Schadstoffe frei, jedoch können beim Verdampfen der nikotinhaltigen Flüssigkeit auch schädliche Abbauprodukte entstehen. Dennoch bietet die E-Zigarette insgesamt eine gesündere Alternative zum herkömmlichen Tabakkonsum.

Die Verwendung von Verdampfern in E-Zigaretten kann allerdings auch verschiedene Nebenwirkungen hervorrufen. Wissenschaftler der Ohio State University haben festgestellt, dass das Dampfen die Zusammensetzung der Mundmikroben verändern kann, was wiederum Auswirkungen auf die körpereigene Mundflora hat. Bei einem Vergleich des Zahnfleischs von Nichtrauchern, Rauchern und Dampfern zeigten sich in der Studie deutliche Unterschiede. Die Mundflora der E-Zigaretten-Nutzer wies dabei Ähnlichkeiten mit Patienten auf, die unter Zahnfleischentzündungen leiden. Zudem kann der im Dampf enthaltene Stoff Propylenglykol bei empfindlichen Anwendern Atemwegs- oder Augenreizungen verursachen.

Trotz dieser Nebenwirkungen stellen E-Zigaretten mit niedrigem Nikotingehalt für Raucher eine sinnvolle Alternative zur Tabakentwöhnung dar. Untersuchungen legen nahe, dass E-Zigaretten dabei helfen können, das Verlangen nach einer herkömmlichen Zigarette zu reduzieren. Im Gegensatz zu Nikotinkaugummis oder -pflastern bleibt bei E-Zigaretten das "Ritual" des Rauchens erhalten, da es imitiert wird. Dies kann den Übergang zur Rauchfreiheit positiv unterstützen und den Einstieg in ein tabakfreies Leben erleichtern.

E-Zigaretten sind laut Langzeitstudie weniger schädlich für Herz- Gefäße und Lunge als Tabak

Langzeitstudien zur E-Zigarette weisen auf geringere Gesundheitsschäden im Vergleich zu Tabakzigaretten hin. Eine schottische Untersuchung legt beispielsweise nahe, dass beim Konsum von E-Zigaretten eine bessere Gefäßgesundheit erhalten bleibt. Unabhängig davon, ob die Teilnehmer Liquids mit oder ohne Nikotin nutzten, zeigte sich eine Verbesserung ihrer vaskulären Gesundheit, während bei der Tabakrauchenden Vergleichsgruppe die positiven Effekte weniger ausgeprägt waren.

Nicht nur die Daten der Langzeitstudie geben Aufschluss über die Schadstoffbelastung bei E-Zigaretten. In einer einzigartigen Studie untersuchte Prof. Dr. Riccardo Polosa, Direktor des Instituts für Innere Medizin und Klinische Immunologie an der Universität von Catania (Italien), mögliche Langzeitschäden. Für die Studie rekrutierte er neun aktive E-Zigaretten-Nutzer, die über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren regelmäßig medizinischen Untersuchungen unterzogen wurden. Die Forscher prüften dabei Bronchien, Blutdruck, Körpergewicht, Lungenfunktion, Atemfunktion und Herzfrequenz und verglichen die Ergebnisse mit einer Referenzgruppe von zwölf Nichtrauchern, die zuvor noch nie Tabak konsumiert hatten. Dadurch konnten die Wissenschaftler die Expositionen durch Aerosole von E-Zigaretten präzise bestimmen und bewerten. Natürlich spielt das Liquid für E-Zigaretten bei der gesundheitlichen Bewertung eine entscheidende Rolle. So wurden natürlich nur Liquids verwendet, die den hohen gesundheitlichen Standards erfüllen.

Die Ergebnisse der Studie von Prof. Dr. Riccardo Polosa zeigten keine nachweisbaren negativen Auswirkungen, die auf den Gebrauch von E-Zigaretten zurückzuführen sind. Es wurden keine signifikanten medizinischen Unterschiede zwischen den E-Zigaretten-Anwendern und der Kontrollgruppe der Nichtraucher festgestellt. Selbst bei intensiven E-Zigaretten-Nutzern konnten keine pathologischen Veränderungen in der Lunge nachgewiesen werden. Obwohl es sich um vorläufige Ergebnisse handelt, die in zukünftigen Studien weiter untersucht werden müssen, legen die aktuellen Erkenntnisse nahe, dass der gesundheitliche Zustand bei einer dreieinhalbjährigen Nutzung von E-Zigaretten gleichbleibend ist.

Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass der Konsum von E-Zigaretten bei einer täglichen Menge von maximal vier Millilitern Liquid wahrscheinlich keine gesundheitlichen Risiken darstellt. Für deutlich höhere Mengen wären jedoch separate Langzeitstudien notwendig, da in solchen Fällen die Experten mögliche Gesundheitsgefahren nicht ausschließen können.

Die Situation ist allerdings anders bei Personen, die sowohl rauchen als auch E-Zigaretten nutzen: Eine US-amerikanische Studie zeigt, dass diese Gruppe am häufigsten von Atemwegserkrankungen betroffen ist. Daher könnte die gleichzeitige Verwendung beider Produkte für Raucher problematisch sein, insbesondere wenn sie ihre ursprüngliche tägliche Zigarettenmenge nicht reduzieren, sondern aufgrund der E-Zigarette sogar erhöhen.

Für Raucher könnte sich ein Umstieg auf E-Zigaretten lohnen

Prof. Dr. Riccardo Polosas Langzeitstudie zählt zu den ersten wissenschaftlichen Arbeiten, die sich umfassend und seriös mit E-Zigaretten auseinandersetzen. Die Ergebnisse könnten Raucher dazu ermutigen, zumindest vorübergehend auf E-Zigaretten umzusteigen. Experten empfehlen jedoch, das Dampfen nicht als einziges Mittel zur Kompensation zu betrachten. Übermäßiger Konsum von E-Zigaretten könnte langfristig dennoch der Gesundheit schaden. Es ist wichtig, bei der Auswahl von E-Zigaretten und Liquids auf Zertifizierungen und die Zulassung für den europäischen Markt zu achten. Selbst hergestellte Liquids sowie ölige Flüssigkeiten und Aromastoffe von nicht-zertifizierten Anbietern könnten schwere Atemwegserkrankungen auslösen.

Raucher sollten sich darüber im Klaren sein, dass der Entwöhnungsprozess Zeit benötigt und nicht jeder starke Raucher in der Lage sein wird, letztendlich auf komplett nikotinfreie Liquids umzusteigen.

Die große Auswahl an E-Zigaretten und die bisher begrenzte Anzahl an Studien erschweren allgemeingültige Aussagen. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung verzichtet auf eine generelle Bewertung von Nikotinverdampfern und verweist stattdessen auf die Vielzahl von Aromastoffen, Herstellern und Geschmacksrichtungen. Es dürfte noch einige Jahre dauern, bis die Forschung zu den Langzeitfolgen des E-Zigarettenkonsums umfassendere Erkenntnisse liefert.

Nature; doi: 10.1038/s41598-017-14043-2

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