Robert Klatt
Elektrische Zahnbürsten können bei Menschen mit leichten Parodontitis-Ausprägungen verhindern, dass sich das Krankheitsbild verschlechtert. Bei der Entstehung von Karies hingegen wurde kein Unterschied zwischen manuellen und elektrischen Zahnbürsten festgestellt.
Greifswald (Deutschland). Wissenschaftler der Universität Greifswald haben anhand einer elfjährigen Beobachtungsstudie untersucht, ob elektrische Zahnbürsten gegenüber herkömmlichen Handzahnbürsten besser Reinigungsergebnisse erzielen und so Parodontitis, Karies und den Zahnausfall einschränken. Die Ergebnisse der Studie wurden im zahnmedizinischen Fachmagazin Journal of Clinical Periodontology veröffentlicht.
Als Teil der Gesundheitsstudie Study of Health in Pomerania (SHIP) wurde dafür bei 2.819 Erwachsenen zwischen 2002 und 2006 der Zustand der Zähne und des Zahnfleischs überprüft. Anschließend überprüften die Wissenschaftler nach sechs und elf Jahren welche Änderungen bei den Probanden aufgetreten sind. Zu Beginn der Studie gaben 18 Prozent der Teilnehmer an eine elektrische Zahnbürste zu verwenden, nach elf Jahren ist der Anteil auf 37 Prozent gestiegen.
Dr. Vinay Pitchika, Autor der Studie erklärt, dass „elektrische Zahnbürsten in Deutschland in allen Altersgruppen beliebter geworden sind, aber nur wenige Studien die Langzeitwirksamkeit untersucht haben.“ Zusammenfassend hat die Langzeitstudie der Universitätsmedizin Greifswald gezeigt, dass „elektrische Zahnbürsten für die Aufrechterhaltung einer guten Mundgesundheit am vorteilhaftesten sind und mit einem verminderten Fortschreiten von Parodontitis und mehr erhaltenen Zähnen einhergehen.“
Die durch Bakterien verursachte Entzündung des Zahnfleisches Parodontitis führt im späteren Verlauf zu einer Zerstörung des Zahnhalteapparates und daraus resultierend zu Zahnverlusten. In Deutschland gehört Parodontitis inzwischen zu den Volkskrankheiten, da etwa 50 Prozent der Erwachsenen unterschiedlich stark betroffen sind.
Elektrische Zahnbürsten können laut den Studienergebnissen dabei helfen, den Parodontitis bedingten Zahnverlust deutlich zu verringern. Probanden, die eine elektrische Zahnbürste nutzten, hatten im Vergleich zu manuell putzenden Personen einen um 22 Prozent geringeren Anstieg der Zahntaschentiefe (Sondierungstiefe) und einen um 21 Prozent geringeren Substanzverlust im Zahnfleischhalteapparat (Attachmentverlust). Der Zahnverlust bei elektrisch putzenden Probanden war insgesamt während der elfjährigen Studie um 20 Prozent beziehungsweise 0,4 Zähne geringer.
Eine anschließende Unterteilung der Probanden nach Schweregrad ihrer Parodontitis zeigte, dass „signifikante Zusammenhänge zwischen elektrischem Zähneputzen und weniger Schäden am Zahnfleisch nur bei Personen mit leichter und mäßiger Parodontitis“ vorliegen. Personen, die bereits an schweren Formen der Parodontitis leiden, können also den Verlust von Zähnen sowie die Zunahme an Sondierungstiefe nicht mehr durch den Einsatz elektrischer Zahnbürsten einschränken.
Pitchika erklärt zusammenfassend, dass „Menschen, die bereits eine relativ gute Mundgesundheit und keine oder eine geringfügige Parodontalerkrankung haben, am meisten von der elektrischen Zahnbürste profitieren. Patienten mit schwerer Parodontitis benötigen jedoch eine medizinische Parodontalbehandlung.“
Einen Zusammenhang zwischen der Entstehung von Karies und der Verwendung elektrischer Zahnbürsten konnten die Wissenschaftler hingegen nicht erkennen. Hier spielt vor allem „Fluorid in Zahnputzcremes eine wichtigere Rolle bei der Vorbeugung von Karies oder der Verringerung der Kariesprogression“ wie Pitchika erklärt.