Inaktive Haarfollikel

Elektrischer Follikel-Stimulator verhindert Haarausfall und Glatzen

Robert Klatt

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Elektrische Impulse eines sogenannten Follikel-Stimulators aktivieren Haarwurzeln und verhindern so Haarausfall und die Entstehung von Glatzen. Die neue Methode war bei Tierversuchen bereits effektiver als herkömmliche Medikamente.

Madison (U.S.A.). Neurowissenschaftler haben kürzlich gezeigt, dass eine Stimulation des Gehirns mit elektrischen Theta-Wellen besonders bei Senioren die Gedächtnisleistung verbessern kann. Nun haben Wissenschaftler der University of Wisconsin Madison einen weiteren Einsatzzweck für elektrischen Strom in der Medizin gefunden.

Laut der im Fachmagazin ACS Nano publizierten Studie kann Haarausfall und die Entstehung einer Glatze mithilfe von Stromreizen der Kopfhaut verhindert werden. Aktuell verfügbare Mittel gegen den vor allem von Männern gefürchteten Schönheitsmakel, der laut dem aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft seinen Ursprung in den Genen hat, umfassen neben Medikamenten auch Zelltransplantationen, die neue Haare wachsen lassen. Wirklich gut funktionieren die derzeit verfügbaren Methoden aber noch nicht.

Elektrische Stimulation fördert Körperfunktionen

Xudong Wang, Co-Autor der Studie erklärt, dass „die elektrische Stimulation viele unterschiedliche Körperfunktionen fördern kann.“ Aus diesem Grund haben die Wissenschaftler untersucht, ob es eine Möglichkeit gibt Haarfollikel, dies sind Strukturen, die die Haarwurzel umgeben, aktivieren kann, um das Wachstum neuer Haare zu fördern. Männer, die unter Alopezie leiden verfügen häufig über Probleme mit den Haarwurzeln und ersetzen natürlich ausfallende Haare deshalb gar nicht oder nur durch sehr dünne und kleine Härchen, die ebenfalls sichtbare Lücken entstehen lassen.

Impulsgeber lässt sich unter dem Hut tragen

Zur Aktivierung der Haarfollikel, die auch bei Personen mit Alopezie noch im Schlummerzustand vorhanden sind, haben die Wissenschaftler ein kompakten Gerät entwickelt, das elektrische Impulse im Niedrigfrequenzbereich über die Kopfhaut an die Haarwurzeln schickt. Der Strom wird während der Nutzung, ähnlich wie beim kürzlich vorgestellten Energiesammler der Strom beim Laufen erzeugt oder beim Herzschrittmacher der Reibungselektrizität nutzt, durch die Bewegung der Nutzers generiert. Es ist so möglich den Follikel-Stimulator im Alltag unter einem Hut zu verstecken, da keine Batterie für den Betrieb nötig ist.

Follikel-Stimulator bei Tierversuchen erfolgreich

Bisher wurde der Follikel-Stimulator nur in Tierversuchen mit Ratten und Mäusen getestet, bei denen durch die elektrischen Impulse die Anzahl aktiver Follikel wuchs und die durchschnittliche Haarlänge anstieg. Laut den Wissenschaftlern übertrafen die Ergebnisse des elektrischen Stimulators dabei herkömmliche Medikamente gegen Haarausfall, ohne deren Nebenwirkungen zu haben, die neben Impotenz auch Depressionen umfassen. Da die Impulse nur in die äußeren Schichten des Schädels eindringen sind Risiken für die Gesundheit laut den Erfindern nahezu auszuschließen. Klinische Studien mit menschlichen Probanden sollen zeitnah folgen.

Neben dem Ansatz der US-amerikanischen Wissenschaftler forscht auch das japanische Unternehmen Kyocera derzeit an einer Lösung gegen Haarausfall. Genutzt werden dort allerdings Stammzellen aus Haarwurzeln, aus denen tausende neue Haarwurzeln zur anschließenden Transplantation gezüchtet werden sollen. Laut Kyocera soll die Marktreife bereits 2020 erreicht werden. Wann und ob der Follikel-Stimulator auf den Markt kommen wird ist noch nicht bekannt.

ACS Nano, doi: 10.1021/acsnano.9b03912

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