Dennis L.
Dank der Vorarbeit des Medizin-Nobelpreisträgers Shin‘ya Yamanaka geben US-Forscher Hoffnung, Endometriose durch die Umprogrammierung defekter Zellen schon bald heilen zu können.
Chicago (U.S.A.). Endometriose ist eine relativ häufige, in der Regel gutartige, aber oft schmerzhafte chronische Erkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Hierbei wächst Gebärmutterschleimhaut ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle. Wie Endometriose entsteht ist noch nicht klar, es existieren verschiedene wissenschaftliche Theorien. Bei Endometriose reagieren die Zellen der Gebärmutterschleimhaut (Endometriums) und Endometriosezellen nicht so auf die Freisetzung von Progesteron, wie sie es eigentlich sollten. Die Endometriosezellen breiten sich in der Regel im Bauchraum aus,, wo sie unter anderem Entzündungsreaktionen, Verwachsungen und starke Schmerzen im Beckenbereich verursachen können.
Forscher gehen davon aus, dass weltweit rund zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter unter Endometriose leiden. Eine wirklich erfolgreiche Behandlungsmethode gibt es bis dato noch nicht und so sind die betroffenen Frauen häufig bis zur Menopause gezwungen, sich einer Hormonbehandlung zu unterziehen. Alternativ besteht die Möglichkeit, sich mehreren chirurgischen Eingriffen zu unterziehen, um das Fortschreiten der Endometriose einzudämmen – ganz verschwinden wird dadurch die Krankheit in vielen Fällen jedoch auch nicht.
Experten sind derzeit in Zusammenarbeit mit Medizinern dabei, eine kostenlose Endometriose-App zu entwickeln. Diese soll betroffenen Frauen dabei helfen, Endometriose besser zu verstehen, die eigenen Symptome der Krankheit genau zu monitoren und dadurch schlussendlich die richtige Therapie zu finden. Da die Endometriose-Symptome sehr verschieden ausfallen können, gibt es auch unterschiedliche Therapieansätze. Neben der Hormontherapie und der klassischen Operation gibt es noch medikamentöse- und Schmerztherapien sowie Ernährungs- und Bewegungstherapien. Die neue App soll Betroffenen dabei helfen, die Krankheit besser zu verstehen und schlussendlich auch eine geeignete Therapie zu finden.
Professor Bulun und seine Kollegen von der Feinberg School of Medicine, Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie, an der Northwestern University in Chicago berichten im wissenschaftlichen Fachjournal Stem Cell Reports, dass defekte Endometriumzellen in gesunde Zellen (sogenannte induzierte pluripotente Zellen) umprogrammiert werden können und so Endometriose erfolgreich behandelt werden kann. Shin‘ya Yamanaka forschte im Jahre 2012 an diesen Zellen. Speziell an Stammzellen, die aus besonderen adulten Zellen gewonnen und genetisch umprogrammiert werden können. Für diese Arbeit erhielt er auch den Nobelpreis in Medizin.
Einfach ausgedrückt, handelt es sich dabei um Körperzellen, die einem Erwachsenen entnommen werden und dann in unreife Zellen umprogrammiert werden. Diese können sich dann in jeder Zelle des Körpers erneuern.
In der aktuellen Studie wurden von Frauen mit Endometriose Zellen aus dem Blut oder der Haut entnommen. Anschließende Tests haben gezeigt, dass das Immunsystem der Frauen die gesunden Zellen nicht abgestoßen hat.
Die Forscher konnten belegen, dass sich die gesunden Zellen vermehrten und positiv auf Progesteron reagierten. Sie hefteten sich nicht wie defekte Zellen an das Gebärmuttergewebe und wanderten auch nicht in die Bauchdecke.
Bulun und seine Kollegen konnten mit ihrer Arbeit jedoch nur belegen, dass die Probanden positiv auf die gesunden Zellen reagieren. Im nächsten Schritt wollen sich die Forscher an den Austausch der defekten Zellen durch gesunde Zellen machen. Was bisher in der Theorie und im Labor geklappt hat, muss im nächsten Schritt auch in klinischen Studien funktionieren.
Stem Cells Report, doi: 10.1016/j.stemcr.2018.10.002