Nährstoffaufnahme

Ernährung - Orangensaft ist gesünder als das komplette Obst

Robert Klatt

Orangensaft liefert gesunde Antioxidantien )moc.yabaxipbpevets(Foto: © 

Antioxidantien werden von Menschen aus Orangensaft deutlich besser aufgenommen als aus dem ganzen Obst. 0,2 Liter Orangensaft pro Tag sind deshalb laut den Studienautoren ein guter Beitrag zu einer gesunden Ernährung. 

Stuttgart (Deutschland). Orangen enthalten neben den natürlichen Antioxidationsmitteln Carotinoiden und Flavonoiden, die die Zellen vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen, hohe Mengen an Vitamin C. Das Obst schützt durch diese Inhaltsstoffe die Gesundheit des Menschen, da unter anderem das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen sinkt. Im Gegensatz zur kompletten Frucht hat Orangensaft in der Medizin hingegen keinen guten Ruf, da er aufgrund seines hohen Fruchtzuckeranteils als Ursache für Übergewicht angesehen wird.

Einige Ernährungsberater sehen Orangensaft aus diesem Grund genauso kritisch wie Cola, Fanta und andere Limonaden, die laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Lebenserwartung reduzieren.

Nährstoffe aus Orangensaft werden besser aufgenommen

Wissenschaftler der Universität Hohenheim haben nun im Fachmagazin Molecular Nutrition & Food Research eine Studie veröffentlicht, die diese Annahme widerlegt. Erstmals hat die Forschungsgruppe diese These bereits zuvor untersucht, allerdings laut ersten im wissenschaftlichen Journal of Agricultural and Food Chemistry publizierten Studie nicht an Menschen, sondern nur mit einem Reagenzglas-Modell das den Stoffwechsel im Verdauungstrakt nachbildet.

Zur Verifizierung der am Modell erlangten Ergebnisse haben die Wissenschaftler für die zweite Studie zwölf menschlichen Probanden genutzt. Damit die Messungen nicht verfälscht werden, haben diese vor Beginn der Untersuchung zwei Wochen auf rote und grüne Lebensmittel wie Spinat und Tomaten verzichtet, um die im Körper gespeicherten Carotinoide zu verbrauchen.

Blutproben bestätigen bessere Nährstoffaufnahme bei Orangensaft

Im Abstand von zwei Wochen erhielten die Probanden nachdem die Carotinoide ausgewaschen waren einmal ein Frühstück mit kompletten Orangen und einmal ein Frühstück mit Orangensaft. Im Anschluss auf das Frühstück entnahmen die Wissenschaftler pro Proband jeweils acht Blutproben, die im Labor auf ihren Carotinoid-Gehalt analysiert wurden.

Laut Studienautor Julian Aschoff hat „die Humanstudie die Hypothese, aus der in vitro-Studie voll bestätigt.“ Die Analyse der Blutwerte zeigt, dass Menschen ungefähr die doppelte Menge Carotinoide aus pasteurisiertem Orangensaft aufnehmen wie aus den frischen Früchten. Die Wissenschaftler konstatieren deshalb, dass „Orangensaft eine bessere Carotinoid-Quelle als eine Orange ist.“

Herstellung des Saftes entfernt Ballaststoffe

Verantwortlich dafür ist laut Studienleiter Reinhold Carle der Herstellungsprozess des Saftes, bei dem „Ballaststoffe wie beispielsweise Pektin oder auch Cellulose teilweise abgetrennt werden.“ Werden stattdessen komplette Orangen konsumiert, verhindern diese Stoffe teilweise die Aufnahme der Carotinoiden durch den Körper.

Zusätzlich ist laut Aschoff auch die Konsistenz von Lebensmitteln entscheidend für die Aufnahme von Nährstoffen. Da „beim Zerkauen einer Orange die Frucht nie komplett zerkleinert wird bleiben viele Zellen intakt und schließen die Carotinoide ein.“ Neben den Ballaststoffen, die die Verdauung stören, verhindert auch dies die Aufnahme der Antioxidantien.

Im Durchschnitt liegt der Konsum von Obst und Gemüse in Deutschland weit unter der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die Wissenschaftler empfehlen aus diesem Grund 200 Milliliter Orangensaft pro Tag als sinnvollen Beitrag zu einer gesunden Ernährung.

Molecular Nutrition & Food Research, doi: doi.org/10.1002/mnfr.201500327

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