Robert Klatt
Im Ernährungs- und Diätbereich werden viele Studien durch die Lebensmittelindustrie finanziert. Im Vergleich zu Studien, die ohne Drittmittel auskommen, sind die Ergebnisse dort deutlich öfter positiv.
Geelong (Australien). Studien im Ernährungs- und Diätbereich liefern regelmäßig neue spektakuläre Resultate, wie zum Beispiel, dass herkömmlich angebauter Kaffee gesünder als Bio-Kaffee ist. Erstellt wurde diese Studie an der privaten Jacobs Universität in Bremen, die sich neben Spenden, Drittmitteln und Studiengebühren auch aus Mitteln der zum Bremer Kaffeeunternehmen gehörenden Jacobs-Stiftung finanziert wird.
Drittmittel aus der Lebensmittelindustrie zur Finanzierung von Studien sind aber auch staatlichen Universitäten keine Seltenheit. Dies bedeutet aber nicht automatisch, dass die Konzerne durch ihre finanzielle Unterstützung auch die Ergebnisse der Studien beeinflussen.
Ein Team aus Wissenschaftlern um Gary Sacks der Deakin University in Australien hat nun untersucht, wie viele Studien im Ernährungsbereich durch die Lebensmittelindustrie finanziert werden und ob deren Ergebnisse durch die Finanzierung beeinflusst werden.
Dazu analysierten die Wissenschaftler 1.461 Studien, die 2018 in den zehn am meisten zitierten Peer-Review-Journalen zu Diät und Ernährung publiziert wurden. Laut den Ergebnissen der im Fachmagazin Plos One veröffentlichten Studie wurden fast 200 der Artikel von Lebensmittelproduzenten finanziert.
Mehr als die Hälfte (55 %) dieser Studien kamen zu dem Ergebnis, dass bestimmte Lebensmittel die Gesundheit positiv beeinflussen oder lieferten ein Ergebnis, laut dem ein zuvor kritisiertes Produkt nicht schädlich ist. Bei den nicht von der Industrie finanzierten Studien war der Anteil an ähnlichen Ergebnissen mit zehn Prozent signifikant geringer.
Am stärksten ausgeprägt ist dieses Problem beim Journal of Nutrition (JN), bei dem 30 Prozent der 223 publizierten Studien durch die Lebensmittelindustrie finanziert waren. Wie Teresa Davis, Chefredakteurin des JN und pädiatrische Ernährungswissenschaftlerin am Baylor College of Medicine erklärt, „lehnt das JN keine Manuskripte aufgrund ihrer Finanzierungsquellen ab.“
Als Grund dafür nennt die Wissenschaftlerin, dass eine solche Bewertung „diskriminierend“ sei. Stattdessen werden laut ihr die Publikationen des Magazins anhand strenger wissenschaftlicher Kriterien ausgesucht.
Plos One, doi: 10.1371/journal.pone.0243144