Robert Klatt
Blutkonserven können Leben retten, sind aber nicht immer ausreichend vorhanden. In Großbritannien wird deshalb an menschlichen Blut aus dem Labor gearbeitet. Nun haben die ersten Probanden das Blut erhalten.
Bristol (England). Die moderne Medizin kann mit Blutkonserven vielen Menschen das Leben retten. Leider steht aber nicht immer ausreichend Blut zur Verfügung, weil zu wenig Menschen ihr Blut spenden. In Großbritannien arbeiten deshalb im Rahmen eines Forschungsprojekts des National Health Service (NHS) Wissenschaftler der University of Bristol und weiterer Forschungseinrichtungen an der Produktion von menschlichem Blut im Labor.
Wie die BBC berichtet, haben nun die ersten Probanden Kleinstmengen des künstlichen Bluts erhalten. Die Forscher wollen so untersuchen, wie der Körper des Menschen auf das Blut aus dem Labor reagiert.
Als Ausgangsmaterial diente eine herkömmliche Blutspende von 500 Millilitern, aus der die Wissenschaftler mit Magnetperlen die Stammzellen, aus denen rote Blutkörperchen werden können, herausfilterten. Anschließend wurden innerhalb von drei Wochen aus den etwa 500.000 Stammzellen im Labor 50 Milliarden rote Blutkörperchen gezüchtet.
Nachdem diese Blutkörperchen nochmals kontrolliert wurden, verblieben am Ende des Prozesses etwa 15 Milliarden rote Blutkörperchen, deren Entwicklungsstadium für eine Transplantation optimal war. Ein Teil dieser roten Blutkörperchen wurde nun zwei Probanden verabreicht. Laut Ashley Toye, Professor für Cell Biology an der University of Bristol handelt es sich dabei um einen Meilenstein.
„Diese anspruchsvolle und aufregende Studie ist ein wichtiger Schritt für die Herstellung von Blut aus Stammzellen. Es ist das erste Mal, dass im Labor gezüchtetes Blut von einem allogenen Spender transfundiert wurde, und wir sind gespannt, wie gut die Zellen am Ende der klinischen Studie abschneiden werden.“
Wie Cedric Ghevaert, Professor für Transfusionsmedizin an der University of Cambridge, erklärt, erhoffen die Forscher sich vom künstlichen Blut nicht nur eine bessere Verfügbarkeit, sondern auch eine deutlich längere Haltbarkeit.
„Wir hoffen, dass unsere im Labor gezüchteten roten Blutkörperchen länger haltbar sind als diejenigen, die von Blutspendern stammen. Wenn unsere Studie, die erste dieser Art weltweit, erfolgreich ist, bedeutet dies, dass Patienten, die derzeit regelmäßige Langzeit-Bluttransfusionen benötigen, in Zukunft weniger Transfusionen benötigen werden, was zu einer Verbesserung ihrer Versorgung beitragen wird.“
Rote Blutkörperchen aus Blutspenden haben eine Lebensdauer von etwa 120 Tagen. Eine Blutspende enthält meist eine Mischung aus alten und jungen Blutkörperchen. Das im Labor erzeugte Blut besteht hingegen komplett aus frischen Blutkörperchen, die die vollen 120 Tagen überstehen sollen.