Robert Klatt
Ein Großteil (77 %) der Probanden einer niederländischen Studie hat Mikroplastik im Blut. Wie sich diese Partikel auf die Gesundheit auswirken, ist noch unklar.
Amsterdam (Niederlande). Mikroplastik wurde inzwischen in nahezu allen Regionen der Erde nachgewiesen. Die winzigen Plastikpartikel werden auch vom Menschen über die Ernährung aufgenommen. Eine Studie zeigte kürzlich, dass über Fisch, Meeresfrüchte, Getränke aus Plastikflaschen und andere belastete Lebensmittel etwa 200.000 Mikroplastikpartikel pro Jahr in den Körper gelangen. Die Auswirkungen auf die Gesundheit sind noch weitgehend unbekannt. Studien konnten jedoch bereits belegen, dass Mikroplastik Abwehrzellen des Gehirns tötet und dass Mikroplastik die Zellmembran mechanisch destabilisieren kann.
Wissenschaftler der Vrije Universiteit Amsterdam haben nun erstmals Mikroplastik in menschlichem Blut entdeckt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Environment International untersuchen sie das Blut von 22 anonymen Spendern. In 17 Proben (77,3 %) fanden sie Plastikrückstände.
Die Hälfte der Proben enthielt Polyethylenterephthalat (PET), einen Kunststoff, der hauptsächlich für Getränkeflaschen verwendet wird. Ein Drittel enthielt Polystyrol, das häufig in Lebensmittelverpackungen vorkommt und ein Viertel Polyethylen, das Material für Plastiktragetaschen.
„Unsere Studie ist der erste Hinweis darauf, dass wir Polymerpartikel in unserem Blut haben – das ist ein bahnbrechendes Ergebnis“, erklärt der Ökotoxikologe Dick Vethaak dem Guardian. Hinweise darauf, dass sich Mikroplastik über das Blut ausbreitet, gab es bereits zuvor. Eine Studie aus dem Jahr 2020 konnte etwa Plastikpartikel in menschlichen Organen nachweisen.
Die im Blut entdecken Plastikteilchen sind nur 0,0007 Millimeter groß. Die Art und Anzahl der Mikroplastikpartikel waren bei den Probanden sehr unterschiedlichen. Die Wissenschaftler wollen deshalb in einer weiteren Studie die Probandenanzahl deutlich vergrößern, um mehr Daten zum Mikroplastik im Blut des Menschen zu erlangen. Außerdem wollen sie untersuchen, ob und wie sich das Plastik auf die Gesundheit auswirkt.
Environment International, doi: 10.1016/j.envint.2022.107199