Robert Klatt
Durch den Klimawandel kommt es immer öfter zu extremen Regenfällen. Die allgemeine, kardiovaskuläre und respiratorische Sterblichkeit des Menschen nimmt dadurch stark zu.
München (Deutschland). Eine Studie der Chinese Academy of Sciences (CAS) zeigte kürzlich, dass durch den Klimawandel die Niederschlagsmengen immer stärker schwanken und eine Prognose der Regenmengen zunehmend schwerer wird. Es ist zudem bekannt, dass es durch die Erderwärmung öfter zu Starkregen kommt und dass dadurch die Übertragung von Infektionskrankheiten zunimmt. Ob intensiver Regen auch die kardiovaskuläre und respiratorische Gesundheit des Menschen beeinflusst, hat die Wissenschaft bisher hingegen kaum erforscht.
Forscher des Helmholtz Zentrums München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (Helmholtz München) haben deshalb eine Studie durchgeführt, die untersucht hat, ob es eine Korrelation zwischen der Intensität, Dauer und Häufigkeit von Regen und Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie durch Atemwegserkrankungen gibt.
„Aus Ostasien war schon länger bekannt, dass extreme Regenereignisse starken Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben. Mit unserer aktuellen Studie wollten wir die weltweiten Auswirkungen extremer Regenereignisse auf die Gesundheit erforschen.“
Laut ihrer Publikation im British Medical Journal haben sie dazu Sterblichkeitsdaten und Niederschlagmengen aus 34 Ländern auf sechs Kontinenten analysiert. Die Daten umfassen insgesamt 109.954.744 allgemeine Todesfälle, 31.164.161 kardiovaskuläre Todesfälle und 11.817.278 Todesfälle durch Atemwegserkrankungen aus dem Zeitraum von 1980 bis 2020. Neben den Regenmengen haben die Forscher auch weitere Faktoren, die die Sterblichkeit beeinflussen, berücksichtigt, darunter das lokale Klima und die Vegetation.
Der Fokus der Studie lag auf dem Zusammenhang zwischen täglichen Todesfällen und Regenereignissen mit Wiederkehrintervallen, also Intervallen zwischen den Regenereignissen von einem, zwei und fünf Jahren. Im analysierten Zeitraum kam es zu 50.913 Regenereignisse mit einem Wiederkehrintervall von einem Jahr, 8.362 Ereignisse mit einem Intervall von zwei Jahren und 3.301 Ereignisse mit einem Intervall von fünf Jahren.
Die Daten zeigen, dass extremer Regen mit einem Wiederkehrintervall von fünf Jahren zu einer deutlichen Zunahme der kardiovaskulären Sterblichkeit (5 %), der allgemeinen Sterblichkeit (8 %) und der Sterblichkeit durch Atemwegserkrankungen (29 %) innerhalb eines Zeitraums von 14 Tagen nach dem Regenereignis führt. Bei extremen Regen mit einem Wiederkehrintervall von zwei Jahren und von einem Jahr nehmen lediglich Todesfälle durch Atemwegserkrankungen zu. Zudem zeigen die Daten, dass das Sterberisiko in Regionen mit schwacher Vegetation und geringen Schwankungen der Regenmenge durch extreme Regenfälle am meisten zunimmt.
Wie die Forscher erklären, zeigen die Studienergebnisse lediglich eine Korrelation, aber keine Kausalität. Sie gehen jedoch davon aus, dass die gesundheitlichen Risiken durch starke Regenfälle vor allem entstehen, weil diese Schäden an der Infrastruktur verursachen, das Trinkwasser verschmutzen und Krankheitserreger verbreiten. Angesichts der Ergebnisse betonen sie zudem, dass Behörden Maßnahmen ergreifen sollten, um die gesundheitlichen Folgen extremer Regenfälle abzumildern.
„Wir brauchen angesichts des Klimawandels und häufigerer Extremregenereignisse weltweit robuste Gesundheitsvorsorgestrategien und Anpassungsmaßnahmen, die insbesondere auf die Verbesserung der Infrastruktur und die Stärkung der Gesundheitssysteme in den am stärksten betroffenen Regionen abzielen.“
British Medical Journal, doi: 10.1136/bmj-2024-080944