Robert Klatt
Eine Studie aus China deutet darauf hin, dass eine hohe Feinstaubexpositionen die Spermienqualität und damit auch die Fruchtbarkeit des Mannes negativ beeinflusst.
Shanghai (China). In den letzten Jahrzehnten hatten immer mehr junge Paar Probleme damit, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. In etwa zehn Prozent der Fälle kommt es erst nach mehr als einem Jahr der erhofften Schwangerschaft. Die Ursache dafür liegt bei etwa der Hälfte der Fälle beim Mann. Inzwischen gehört ein Spermiogramm in jeder Fertilitätsklinik deshalb zu den Standarduntersuchungen. Allein die 9. Volksklinik in Shanghai führte diese Untersuchung zwischen 2013 und 2019 bei über 30.000 Männer durch.
Wissenschaftler der Fudan Universität um Jing Cai haben nun die Ergebnisse der Spermiogramme mit der Feinstaubkonzentration am Wohnort des Mannes verknüpft. Wie die Forscher in ihrer Publikation im Fachmagazin Environmental Health schreiben, lag die Feinstaubkonzentration, in der die Patienten der 9. Volksklinik lebten, im Median bei 46,05 µg/m3. In Deutschland liegt der Jahresmittelwerte abseits verkehrsreicher Straßen bei unter 20 µg/m3.
Zudem offenbaren die Studiendaten eine hohe Standardabweichung von 21,07 µg/m3. Dies erleichtert es den Autoren der epidemiologischen Studie Zusammenhänge zwischen der Spermienqualität und der Feinstaubexpositionen zu erkennen.
Die Analyse zeigt, dass die Feinstaubkonzentration sich tatsächlich auf die Spermien auswirkt. Deren Anzahl und Konzentration wird durch eine hohe Feinstaubexpositionen zwar nicht geringer, die für die Befruchtung besonders entscheidende Motilität (Beweglichkeit) sinkt aber deutlich.
Jedes Quartil der PM2,5-Exposition reduziert die Beweglichkeit um 3,6 Prozent. Bei der PM10-Exposition sank die Motilität pro Quartil um 2,44 Prozent. Feinstaubpartikel zwischen PM2,5 und PM10 reduzieren pro Quartil die Beweglichkeit um 0,45 Prozent.
Weil die Beweglichkeit der Spermien einer der zentralen Faktoren für die Fruchtbarkeit des Mannes ist, deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass Feinstaub die Fertilität negativ beeinflusst. Die Studie belegt jedoch trotz der erkannten Dosis-Wirkungsbeziehung keine Kausalität. Es wäre demnach auch möglich, dass die Männer aus den stärker belasteten Stadtgebieten auch aus anderen Gründen eine schlechtere Spermienqualität haben.
Environmental Health, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2021.48684