Robert Klatt
Eine ungesunde Ernährung mit stark fetthaltigen Lebensmitteln fördert Entzündungsprozesse im Gehirn und führt zu schlechteren Ergebnissen in Gedächtnistests, bei denen auch Demenzpatienten typischerweise Probleme haben.
Columbus (U.S.A.). Die Wissenschaft hat sich bisher vor allem darauf konzentriert, die Auswirkungen von Übergewicht auf die Gesundheit und die einzelnen Organe zu untersuchen. In den letzten Jahren kamen beispielsweise mehrere Studien zu dem Ergebnis, dass ein zu hohes Gewicht entzündliche Prozesse auslöst, die die Gehirnalterung beschleunigen. Ob eine ungesunde Ernährung auch direkte Effekte auf das Gehirn hat, wurde bisher hingegen kaum erforscht.
Wissenschaftler der Ohio State University (OSU) haben deshalb untersucht, wie schnell das Gehirn auf eine ungesunde Ernährung reagiert. Laut der Publikation im Fachmagazin Immunity & Ageing haben sie dazu junge und alte Ratten für Tage oder drei Monate mit einer stark fetthaltigen Diät (60 %) gefüttert.
Die Tiere haben nach drei Monaten mit der fetthaltigen Ernährung Stoffwechselprobleme entwickelt, darunter auffällige Veränderungen der Darmflora und Entzündungen im Darm. Bei den Ratten, die die fetthaltige Ernährung lediglich drei Tage erhalten haben, kam es zu keinen Stoffwechsel- oder Verdauungsstörungen.
Im Gehirn der älteren Ratten wurden jedoch sowohl nach der dreitägigen als auch der dreimonatigen fetthaltigen Ernährung deutliche Auswirkungen auf das Gehirn beobachtet. Die Tiere erzielten in zwei Gedächtnistests, die auch bei Demenzpatienten verwendet werden, deutlich schlechtere Ergebnisse. Außerdem entwickelten sie Entzündungen im Gehirn.
Laut den Wissenschaftlern widerlegt die Studie somit, dass entzündliche Prozesse im alternden Gehirn ausschließlich durch Übergewicht entstehen und zeigt, dass diese auch durch ungesunde Lebensmittel ausgelöst werden können.
„Ungesunde Ernährung und Übergewicht hängen zusammen, aber sie sind nicht untrennbar. Wir untersuchen wirklich die direkten Auswirkungen der Ernährung auf das Gehirn. Und wir haben gezeigt, dass sich innerhalb von drei Tagen – lange bevor Übergewicht entsteht – dramatische neuroinflammatorische Veränderungen abzeichnen.“
Wie die Forscher erklären, ähnelte die Zusammensetzung der Ernährung der Tiere bekannten Fast-Food-Produkten wie einem McDonald’s Double Smoky BLT Quarter Pounder mit Käse oder einem Burger King Double Whopper mit Käse, deren Kalorien ebenfalls zu rund 60 Prozent aus Fett stammen.
Bei den untersuchten, älteren Ratten hat diese Ernährung bereits nach drei Tagen zu einem deutlichen Anstieg bestimmter Eiweiße, die die Entzündungsreaktion im Körper regulieren (Zytokine), geführt. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass es durch die Ernährung im Gehirn zu einer überaktiven Immunantwort kommt.
„Eine Abweichung von den normalen Entzündungsmarkern ist negativ und beeinträchtigt nachweislich Lern- und Gedächtnisfunktionen.“
Immunity & Ageing, doi: 10.1186/s12979-024-00496-3