Robert Klatt
Die Muskelproteinsynthese ist entscheidend für den Muskelaufbau und Muskelerhalt. Doch welche Proteinquellen versorgen sie optimal?
Maastricht (Niederlande). Es ist in der Forschung seit Langen bekannt, dass eine proteinreiche Ernährung essenziell für den Aufbau und Erhalt von Muskeln ist. In den letzten Jahren kamen Studien zu dem Ergebnis, dass pflanzlichen und tierischen Proteinquellen die Muskelproteinsynthese, die entscheidend für die Entwicklung und Pflege der Skelettmuskelmasse ist, unterschiedlich stark anregen. Die Unterschiede sollen primär auf die Proteinqualität und den Gehalt der essenziellen Aminosäuren (EAA) in den Lebensmitteln zurückgehen. Forscher der Ohio State University (OSU) haben zu dem eine Studie publiziert, laut der Menschen Proteine aus pflanzlichen Quellen schlechter absorbieren.
Wissenschaftler der Maastricht University um Luc van Loon haben im Journal of Nutrition nun eine Studie publiziert, die die anabolen Eigenschaften von ganzen Proteinnahrungsmitteln verglichen hat, wenn diese als Bestandteil einer gemischten Mahlzeit gegessen werden.
„Während Studien zuvor die Auswirkungen des Konsums isolierter Proteine untersucht haben, zielt diese Forschung darauf ab, eine realistischere Situation zu simulieren, indem sie die Effekte des Verzehrs ganzer Protein-Nahrungsmittel als Teil einer typischen Mahlzeit versteht.“
An der klinischen Studien nahmen 15 gesunde Senioren im Alter von 65 bis 85 Jahren teil. Die Probanden aßen an einem Studientag eine ganze omnivore Mahlzeit mit Kartoffeln, grünen Bohnen, Apfelmus und Kräuterbutter, deren Hauptproteinquelle 100 Gramm mageres Hackfleisch war. An einem anderen Studientag aßen sie eine vegane Mahlzeit, die Proteinquellen wie Quinoa, Sojabohnen, Kichererbsen und Ackerbohnen enthielt.
Beide Mahlzeiten hatten den gleichen Kaloriengehalt und erhalten 36 Gramm Protein. Dies entspricht der Empfehlungen zur Stimulierung der Muskelproteinsynthese bei älteren Personen, die 0,45 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht konsumieren sollten.
„Wir waren daran interessiert, die Auswirkungen des Mahlzeitkonsums auf die Muskelproteinsynthese bei älteren Erwachsenen zu untersuchen, angesichts der Bedeutung des altersbedingten Verlusts von Muskelmasse und -kraft, bekannt als Sarkopenie, die weltweit ein wachsendes öffentliches Gesundheitsproblem darstellt.“
Die Probanden haben zwei Tage vor den Experiementen auf körperliche Aktivitäten sowie Alkohol verzichtet. Nach den Mahlzeiten haben die Forscher anhand von Blut- und Muskelbiopsien die Aminosäureprofile und Muskelproteinsyntheseraten den Teilnehmer untersucht. Laut den Ergebnissen hatten die Senioren nach den veganen Mahlzeiten keine selektiven Aminosäuredefizite. Trotzdem war die Muskelproteinsyntheserate (+47 %) und die Plasma-EAA-Konzentration (+ 127 %) nach der Mahlzeit mit Fleisch deutlich höher.
Diese Beobachtung unterstreicht die Bedeutung der Nahrungsmatrix und hebt hervor, wie unterschiedlich die Bioverfügbarkeit und Biofunktionalität von Aminosäuren in tierischen im Vergleich zu pflanzlichen Proteinquellen sein können. Es sind laut den Autoren aber noch weitere Studien über einen längeren Zeitraum nötig, um die langfristigen Auswirkungen der unterschiedlichen Ernährungsformen zu untersuchen.
Journal of Nutrition, doi: 10.1016/j.tjnut.2023.11.004
