Neuromedizin

Fortschritte in der Therapie von Myasthenia Gravis

Dennis L.

Neue Fortschritte in der Therapie von Myasthenia Gravis könnten das Leben von Patienten mit dieser seltenen Autoimmunerkrankung verändern. Innovative Medikamente wie Efgartigimod eröffnen dabei ganz neue Möglichkeiten. )kcotS ebodAinidnarG ordnasselA(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Myasthenia Gravis ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die durch eine schnelle Ermüdung der Muskeln gekennzeichnet ist
  • Neue Medikamente, darunter der monoklonale Antikörper Efgartigimod, könnten die Therapieoptionen erweitern
  • Die Krankheit kann verschiedene Schweregrade aufweisen und sich auf verschiedene Weisen manifestieren, von vorübergehenden Symptomen bei Ungeborenen bis hin zu generalisierten Beschwerden

Myasthenia Gravis (MG) ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die durch eine schnelle Ermüdung und Schwächung der Muskeln gekennzeichnet ist. Neue therapeutische Ansätze und Medikamente könnten die Behandlungsmöglichkeiten für diese Krankheit erweitern und verbessern.

Berlin (Deutschland). Myasthenia Gravis ist eine Krankheit, bei der Autoantikörper, meist vom Typ IgG, gegen Rezeptoren der Muskulatur gebildet werden. Diese Antikörper stören die Signalübertragung von den Nerven zu den Muskelzellen, was zu einer schnellen Ermüdung und Schwächung der Muskeln führt. Die Krankheit kann verschiedene Formen annehmen, von vorübergehenden Symptomen bei Ungeborenen bis hin zu generalisierten Beschwerden, die durch ausgeprägte Lähmungen, Schluck- und Atemstörungen gekennzeichnet sind.

Die Behandlung von Myasthenia Gravis erfordert eine genaue Bestimmung des Antikörperstatus und eine Einschätzung der Schwere und Aktivität der Krankheit. Ziel ist es, das autoimmune Geschehen bestmöglich zu kontrollieren. Aktuell werden Acetylcholinesterasehemmer eingesetzt, um den Abbau von Acetylcholin zu verlangsamen und so die Symptome zu lindern. Glucocorticoide oder Immunsuppressiva werden verwendet, um die autoimmune Reaktion zu bremsen.

Vielversprechende neue Therapieansätze

Seit 2022 erweitern neue Medikamente die Therapiemöglichkeiten von Myasthenia Gravis. Eines dieser Medikamente ist der monoklonale Antikörper Efgartigimod. Dieses Medikament bindet an den neonatalen Fc-Rezeptor und reduziert so die Menge an krankheitsverursachenden IgG-Antikörpern. Es blockiert auch den IgG-Recyclingprozess, was zu einer Verringerung der Menge an zirkulierenden IgG-Antikörpern führt. Durch diese Wirkungsweise stellt Efgartigimod einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung von Myasthenia Gravis dar.

Efgartigimod ist ein Fc-Rezeptorantagonist. Fc-Rezeptoren sind Oberflächenmoleküle verschiedener Immunzellen, die den konstanten Fc-Teil von Immunglobulinen binden. Durch die Bindung an den neonatalen Fc-Rezeptor kann Efgartigimod den IgG-Recyclingprozess blockieren und so die Menge an krankheitsverursachenden IgG-Antikörpern reduzieren.

Die Verfügbarkeit von Efgartigimod stellt einen wichtigen Fortschritt in der Behandlung von Myasthenia Gravis dar. Es bietet eine neue Möglichkeit, die Symptome der Krankheit zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Die Rolle von Efgartigimod bei der Behandlung von Myasthenia Gravis

Efgartigimod hat sich als wirksam bei der Behandlung von generalisierter Myasthenia Gravis erwiesen, zusätzlich zu einer Basistherapie mit Cholinesterasehemmern und Immunsuppressiva. Die Wirksamkeit des Medikaments wurde in der MycarinG-Studie bestätigt. Es ist wichtig zu beachten, dass Efgartigimod nur an Patienten getestet wurde, bei denen AchR-Antikörper vorhanden waren.

Die MycarinG-Studie war eine wichtige klinische Studie, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Efgartigimod bei der Behandlung von Myasthenia Gravis untersuchte. Die Ergebnisse der Studie bestätigten die Wirksamkeit von Efgartigimod und unterstützten seine Zulassung für die Behandlung dieser Krankheit.

Obwohl Efgartigimod nur an Patienten mit AchR-Antikörpern getestet wurde, gibt es Hinweise darauf, dass es auch bei Patienten mit anderen Arten von Antikörpern wirksam sein könnte. Weitere Forschung ist erforderlich, um das volle Potenzial dieses Medikaments zu ermitteln.

Zukünftige Therapieoptionen

Ein weiteres Medikament, Rozanolixizumab, bindet ebenfalls an den neonatalen Fc-Rezeptor und blockiert ihn. Es hat seine Wirksamkeit bei generalisierter Myasthenia Gravis sowohl bei AChR- als auch bei MuSK-Antikörper-positiven Menschen unter Beweis gestellt. Die Zulassung des Medikaments in der EU steht noch aus, aber es könnte eine zusätzliche Therapieoption für eine seltene MG-Subgruppe darstellen, die oft einen schwereren Krankheitsverlauf hat und schwieriger zu behandeln ist.

Rozanolixizumab könnte eine wichtige Ergänzung zu den derzeit verfügbaren Therapieoptionen für Myasthenia Gravis sein. Es hat das Potenzial, die Behandlung von Patienten zu verbessern, die auf die derzeit verfügbaren Medikamente nicht ausreichend ansprechen.

Die Zulassung von Rozanolixizumab in der EU wird derzeit geprüft. Wenn es zugelassen wird, könnte es eine wichtige neue Therapieoption für Patienten mit Myasthenia Gravis darstellen, insbesondere für diejenigen, die einen schwereren Krankheitsverlauf haben und schwieriger zu behandeln sind.

Die jüngsten Fortschritte in der Therapie von Myasthenia Gravis sind bemerkenswert und haben zu einer Reihe von zulassungsrelevanten Therapieentwicklungen geführt. Neue Therapieziele wurden mit der Klasse der C5-Komplementinhibitoren und der Klasse der neonatalen Fc-Rezeptor-Modulatoren (FcRn) entwickelt, was zu neuen Therapiestrategien geführt hat. Die aktuelle S2k-Leitlinie zielt darauf ab, neues Wissen über die Pathogenese, Diagnose und Therapie von myasthenen Syndromen zu transferieren. Mit diesen Fortschritten gehört Myasthenia Gravis zu den dynamischsten Erkrankungsbereichen hinsichtlich der Therapieentwicklung, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Vorsicht bei der Medikamentenauswahl um Myasthenia Gravis nicht zu verstärken

Es ist wichtig zu beachten, dass einige Medikamente eine Myasthenie verstärken können. Dies ist besonders bei der Auswahl von Antibiotika zu beachten, da diese neben der Verschlechterung der Krankheit im Rahmen einer Infektion auch eine Myasthenie-fördernde Wirkung haben können. Cephalosporine sind bei Myasthenia Gravis sicher, während Fluorchinolone, Tetracycline, Aminoglykoside, Ampicillin und Makrolide eine Myasthenie verstärken können.

Die Auswahl des richtigen Medikaments ist ein wichtiger Aspekt der Behandlung von Myasthenia Gravis. Es ist wichtig, dass Ärzte und Patienten die potenziellen Risiken und Vorteile der verschiedenen verfügbaren Medikamente sorgfältig abwägen.

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