Robert Klatt
In den letzten 30 Jahren wurde die Ernährung der Menschen kaum gesünder. Frauen essen im globalen Mittel jedoch etwas gesundheitsbewusster als Männer. Besonders groß sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Ländern mit hohem Einkommen wie Deutschland.
Boston (U.S.A.). Die Lebensmittelindustrie hat in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl neuer Produkte auf den Markt gebracht. Wissenschaftler der Tufts University haben deshalb untersucht, ob sich die Ernährungsweisen zwischen 1990 und 2018 geändert haben und ob sich die Ernährung von Frauen und Männer voneinander unterscheidet. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Food haben die Forscher um Victoria Miller dafür Daten von mehr als 1.100 Studien aus 185 Ländern analysiert. Diese enthalten teilweise auch Daten von Kindern und Jugendlichen. Laut den Autoren ist das eine Neuheit.
Laut der Metastudie ernähren sich Frauen im globalen Durchschnitt etwas gesünder als Männer. Sie essen mehr Obst, Vollkornprodukte und mehr stärke armes Gemüse wie Kohl, Gurken oder Tomaten. Besonders groß ist die Differenz in den Ernährungsgewohnheiten zwischen Frauen und Männern in Zentral- und Osteuropa, Zentralasien und Ländern mit hohem Einkommen wie Deutschland.
Wie Miller erklärt, ernähren sich Menschen im Mittel aktuell kaum gesünder als 1990.
„Der Verzehr von Hülsenfrüchten und Nüssen sowie nicht stärkehaltigen Gemüsesorten nahm im Laufe der Zeit zu, aber die allgemeinen Verbesserungen der Ernährungsqualität wurden durch einen erhöhten Verzehr von ungesunden Bestandteilen wie rotem und verarbeitetem Fleisch, zuckergesüßten Getränken und Natrium ausgeglichen.“
Wie gut sich Menschen an empfohlene Ernährungsweisen halten, ermittelten die Forscher über eine Skala von 0 bis 100. Der Wert 100 steht für eine gesunde Ernährung, der Wert 0 für eine ungesunde Ernährung. Im Mittel erreichten die Menschen 2018 einen Wert von 40. 1990 lag der Wert noch bei 38,5. Die Ernährungsqualität ist damit im globalen Durchschnitt nur unteres Mittelmaß. Die niedrigsten Werte hatten Brasilien, Brasilien, die U.S.A. und Ägypten (27,1-33,5). Am besten war die Ernährung in Vietnam, Iran, Indonesien und Indien (54,5-48,2).
Zudem zeigt die Studie, dass sozioökonomischen Faktoren wie die Bildung, die Wahl der Lebensmittel stark beeinflussen. Menschen mit einem höheren Bildungsgrad ernähren sich im Mittel gesünder.
„Gesunde Ernährung wurde auch von sozioökonomischen Faktoren beeinflusst, darunter Bildungsniveau und Urbanität. Weltweit und in den meisten Regionen hatten besser gebildete Erwachsene und Kinder mit besser gebildeten Eltern im Allgemeinen eine höhere Gesamtqualität der Ernährung.“
Nature Food, doi: 10.1038/s43016-022-00594-9