Robert Klatt
Die Bildung des Menschen beeinflusst, wie lange er in Gesundheit lebt. Wie stark dieser Faktor ist, zeigt nun eine Studie.
Wien (Österreich). Wie lange Menschen leben und gesund bleiben, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Neben der Genetik sind vor allem die Ernährung, die Bewegung, Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum und das Umfeld entscheidend. Eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zeigte kürzlich, dass diese Einflussfaktoren gemeinsam bei Männern das Leben um bis zu 23 Jahre verkürzen können.
Nun offenbart eine Studie des Instituts für Demografie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), dass auch die Bildung eines Menschen maßgeblich beeinflusst, wie lange er in Gesundheit lebt. Die Publikation von Markus Sauerberg im Fachmagazin SSM - Population Health basiert auf Gesundheitsdaten von Menschen aus 16 europäischen Ländern. Entnommen wurden die Mortalitätsdaten aus der Eurostat-Datenbank.
Im Rahmen der Studie hat Sauerberg analysiert, wie sich die Anteile der Menschen mit geringer, mittlerer und guter Bildung an der Gesamtbevölkerung auf die mittlere gesunde Lebenszeit auswirken. Als gesundes Lebensjahr hat Sauerberg jedes Jahr definiert, in dem die Probanden nicht durch eine Krankheit in ihrem Alltag eingeschränkt wurden.
Bei der Untersuchung eine deutliche Korrelation zwischen der Gesundheit und der Bildung eines Menschen feststellen. Am auffälligsten ist der Zusammenhang zwischen einer gesunden Lebenszeit und der Bildung in Ungarn. Ein dreißigjähriger Mann mit niedrigem Bildungsabschluss hat dort im Mittel noch 24 gesunde Lebensjahre vor sich. Ein gleichaltriger Mann mit einem hohen Bildungsabschluss kann sich hingegen noch auf 40 Jahre gesunde Lebensjahre freuen.
Bei Frauen ist die Differenz in Finnland am größten. 30-jährige Frauen mit einem niedrigen Bildungsabschluss haben hier noch 20 gesunde Lebensjahre vor sich. Bei Frauen mit hoher Bildung sind es in Finnland im gleichen Alter noch 34 Jahre. Auch in anderen Ländern ist der Zusammenhang aus Bildung und einem gesunden Leben vorhanden. Am geringsten ist dieser im Durchschnitt für beide Geschlechter in Rumänien (5 Jahre), am größten in Ungarn (15 Jahre).
Entscheidend für das Gesamtergebnis eines Landes ist laut der Analyse primär die Größe der unterschiedlichen Bildungsgruppen. In Portugal haben die meisten Männer (71 %) einen niedrigen Bildungsabschluss, in Polen die wenigsten (16 %). Die gesunde Lebenszeit eines 30-jährigen polnischen Mannes liegt im Mittel über alle Bildungsschichten bei 33,4 Jahren. In Portugal sind es nur 32,4 Jahre.
Laut Sauerberg ist dies überraschend, weil einzelnen Bildungsgruppen in Portugal besser abschneiden als in Polen. Bei einem separaten Vergleich der jeweiligen Bildungsgruppen schneiden die Portugiesen jeweils besser ab. Im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung ist jedoch Polen vorne, weil das Bildungsniveau dort im Durchschnitt höher ist.
SSM - Population Health, doi: 10.1016/j.ssmph.2021.100857