Robert Klatt
Geboosterte erholen sich deutlich schneller von der Covid-19-Omikronvariante als Menschen mit Grundimmunisierung.
London (England). Ein Team um den Epidemiologen Tim Spector vom King’s College London (KCL) untersucht bereits seit zwei Jahren Krankheitsverläufe von Covid-19. Sie sammeln dazu im Rahmen der ZOE COVID Study mit einer App Daten von freiwilligen Nutzern mit Covid-19, die täglich zu 32 möglichen Symptomen sowie zu Komplikationen und Hospitalisierungen befragt werden. In Großbritannien nutzen mehr als eine Million Menschen die App. Die Datenbasis ist daher repräsentativ für die Bevölkerung.
Nun haben die Forscher im Fachmagazin The Lancet die Ergebnisse ihr neusten Analyse publiziert. Diese basiert auf Angaben von 63.002 Nutzern, die teilweise während der Deltawelle und teilweise während der Omikronwelle der Covid-19-Pandemie erhoben wurden. Es war so möglich, einen direkten Vergleich von jeweils 4.990 Personen mit identischem Alter, Geschlecht und Impfstatus zu erstellen, die an den beiden Mutation von SARS-CoV-2 erkrankt waren.
Die analysierten Daten stammten von Menschen, die im Mittel 40 Jahre alt waren. Es kam deshalb sowohl bei der Deltawelle (2,6 %) als auch bei der Omikronwelle (1,9 %) nur zu selten Fällen dazu, dass Infizierte im Krankenhaus behandelt werden mussten. Während der Omikronwelle mussten die Patienten also zu 25 Prozent seltener hospitalisiert werden.
Zudem waren die Symptome bei Infektionen mit der Omikronvariante milder und das Symptomspektrum veränderte sich. Bei der Deltawelle war der Verlust des Geruchssinns das häufigste Symptom (52,7 %). In der Omikronwelle war dieses Symptom (16,7 %) deutlich seltener. Bei Infektionen mit Omikron kam es dafür häufiger zu einer heiseren Stimme und Halsschmerzen. Dies deutet darauf hin, dass die Virusvariante hauptsächlich die oberen Atemwege betrifft.
Symtome wie Schwindel, Fieber, kognitive Störungen und Kopfschmerzen, also Hinweise auf eine systemische Erkrankung, traten bei Omikron ebenfalls seltener auf.
Die Daten belegen überdies, dass die mediane Krankheitsdauer bei der Omikronwelle (6,87 Tage) kürzer ist als bei der Deltawelle (8,89 Tage). Bei Menschen mit Grundimmunisierung sank die mediane Krankheitsdauer von 9,57 auf 8,30 Tage. Geboosterte Menschen haben im Mittel bei Omikron lediglich 4,4 Tage Symptome. Bei Delta waren es noch 7,71 Tage. Dies führte dazu, dass bei in der Omikronwelle Geboosterte 2,5-mal häufiger innerhalb einer Woche wieder gesund waren als in der Deltawelle.
The Lancet, doi: 10.1016/S0140-6736(22)00327-0